Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Jim Dine, Ausstellungsansicht

Jim Dine, Ausstellungsansicht

JIM DINE und sein erweitertes Selbstporträt

Jim Dine, Pinocchio, Radierung, handcoloriert

Jim Dine, Pinocchio, Radierung, handcoloriert

In der Druckgrafik zeigt sich der Künstler als Werkzeug, Pinocchio, Bademantel oder Herz.

Anlass für die letzte von Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder gestaltete Ausstellung ist eine Danksagung an Jim Dine (*1935), der persönlich bei der Eröffnung anwesend war. Gezeigt wird eine repräsentative Auswahl aus einer Schenkung, die der amerikanische Künstler der Albertina vermacht hat. Es sind Druckgrafiken, die auf den ersten Blick eine breite Palette an Motiven abarbeiten. Bei eingehender Betrachtung und Beschäftigung mit deren Schöpfer stellt sich, so Schröder, heraus, dass sie alle bis zu einem gewissen Grad zutiefst Selbstdarstellungen sind, dem Wesen von Jim Dine entsprungen sind. Bekannt sind die Reihen von Selbstporträts, auf denen er stets mit dem gleichen Gesichtsausdruck dem Betrachter entgegenblickt. Sie werden nun erweitert, mit Gegenständen und Tieren, die weit über die ihm verliehene Zuordnung der Pop-Art hinausgehen. „Ich male, wer ich bin, ich male, was ich bin.” In diesem Zitat Jim Dines deklariert der Künstler sein Verständnis der Selbstdarstellung als ein Medium der Enthüllung des Ich, wie es war, ist und bleibt.

Tools and Dreams, 1984-1985, Radierung., handkoloriert

Tools and Dreams, 1984-1985, Radierung., handkoloriert

Jim Dine, Ausstellungsansicht

Jim Dine, Ausstellungsansicht

Jim Dine ist ein Individualist der US-amerikanischen Kunst, der sich durchgesetzt hat und es auf mehr als 300 Einzelausstellungen und etlichen Teilnahmen an der Biennale von Venedig und der Documenta gebracht hat. Sein Œuvre umfasst Malerei, Skulptur, Zeichnung und eben auch Druckgrafik. Sein Umgang mit den traditionellen Druckverfahren ist durchaus innovativ. So bearbeitet er die Druckplatte oder den Holzblock nicht nur mit feinem Stichel oder dem Stemmeisen. Wenn erforderlich, wird auch eine Kettensäge verwendet, um den entsprechenden Eindruck zu erhalten. Auf eine dieser Weisen sind die nun in der Ausstellung in der Tietze Galerie bis 23. März 2025 gezeigten Blätter entstanden, die teils in österreichischen Atelierwerkstätten gedruckt wurden.

Neben der Beschäftigung mit der aus einem Holzscheit entstandenen Puppe, die am Ende lebendig wird, dem Pinocchio, sind es weise Raben, von denen ihn einer schon in Kindertagen überrascht hat, als der Vogel sagte: „My name is Jim“. Mit Werkzeugen ist er ebenfalls von Klein auf verbunden, wenn er in den Läden des Vaters und Großvaters damit umgeben war. Jim Dine erinnert sich, „dass ich als Dreijähriger auf den Stufen vor der Garage meines Großvaters saß und Stücke Rohr hernahm und sie die Treppe runterkollern ließ. Ich ließ sie einfach los, wie ein Slinky-Spielzeug. Ich spielte gerne mit Werkzeugen, einem Hammer etwa, oder ich nahm mir einen Schraubenzieher und tat, als sei ich ein Erwachsener. Ich fand sie so schön. Es war eine nonverbale Begegnung.“ Eine persönliches Bekenntnis liefert er ab, seit er ab Mitte der 1960er-Jahre das Herz zum Thema seiner Kunst gemacht hat. Seinen am stärksten berührenden Ausdruck erhält dieses Symbol der Liebe in „The Woodcut Self“, einem blauen Herzen, aus dessen Mitte sein weit geöffnetes Auge auf die Menschheit schaut.

Dine in schwarzer Schmiere, 2001, Lithografie

Dine in schwarzer Schmiere, 2001, Lithografie

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