SHIT HAPPENS Tipps wider die Blamage am eigenen Herd
Nie wieder zerkochte Knödel, verbrannte Butter oder Bröckerln in der Einmach
Beim Kochen verhält es sich ähnlich wie beim Fußball. Genauso wie das Land acht Millionen Teamchefs hat, gibt es eine extrem hohe Dunkelziffer an schwer erziehbaren Hobbyköchen, weniger Köchinnen, die ja meist das Alltagsgeschäft beherrschen, damit über dumme Anfängerfehler erhaben sind und sich deswegen nicht als Küchenchefs aufspielen müssen. Es ist also in erster Linie ein Buch für die Herren an den Töpfen, geschrieben von einem Mann, der als Lehrer schon eine stolze Garde an Profiköchen ausgebildet hat. Aus Jahrzehnte langer Erfahrung weiß er, dass das Wörtchen „Shit“ zum gängigen Vokabular im kreativen Geschehen zwischen Schneidbrett und Anrichteplatte zählt. So hat Peter Kirischitz seinem Buch kurzerhand den Titel „SHIT HAPPENS“ (erschienen im Verlag TRAUNER) verpasst. Er verspricht darin „Kulinarische Höhenflüge statt Kochfiakos“.
Dazu hat er eine klare Systematik entworfen. Nach einer Einführung in die erforderliche Gerätschaft, die zur Ausstattung einer jeden Küche zählen sollte, gibt es Basics von A bis Z, also von Auftauen bis Zwiebeln schneiden. Die Tricks sind teils recht kurios, wie beispielsweise der Einsatz einer durchlöcherten Plastikflasche zum Entfetten von Saucen und Suppen. Auf Doppelseiten mit schwarzem Grund gibt es eine Zusammenfassung der jeweiligen Shits. Unter „Salat“ finden sich Klagen über welke Salatblätter oder verbrannte Finger beim Erdäpfelschälen. Eine wahre Fundgrube für Pannen sind Knödel und Saucen. Wer hat schon, Hand aufs Herz, eine Hollandaise wirklich schaumig hinbekommen? Also Seite 318 aufschlagen und Schritt für Schritt im Rezept die Anweisungen befolgen und die begleitenden „Shits“ beachten! Das Ergebnis sollte eine perfekte Sauce mit der Konsistenz einer Mayonnaise sein.
Es wäre keine Buchkritik, wenn es nichts zu matschkern gäbe. So verwendet Kirischitz offenbar hergebrachtes Kochgeschirr. Keine Rede ist von Shits mit höllenschnellen Induktionspfannen oder Edelstahltöpfen, die nur ein paar Tropfen Wasser brauchen, um Gemüse oder Fleisch schonend zu garen. Wenn Zwiebel geschnitten wird, gibt es zu den Längsschnitten auch den waagrechten Cut. Aber in Scheiben geschnittene Hälften der Zwiebel zerfallen beim Querschnitt ohnehin in feine Würfel.
Der Knoblauch soll laut Lehrbuch stets geschält werden und dann gepresst. Manche der Knoblauchpressen nehmen einem derlei Vorarbeit recht übel. Ohne Schale ist das gepresste Zecherl nicht mehr rauszukriegen, die feinen Löcher sind verstopft und – Shit – nur mehr ein Zahnstocher hilft beim Ausputzen. Ein anderes Problem ist der Umgang mit Pfeffer.
Jedes Schnitzel wird automatisch mit Salz und Pfeffer traktiert. Gemahlener schwarzer Pfeffer mag sich als Niespulver oder als Spray zur Abwehr bei nächtlichen Überfällen eignen, im Essen verkocht hat er Null Wirkung. Was einst das teuerste Gewürz war, entfaltet seinen grandiosen Duft erst auf der servierten Speise und dann nur aus der Mühle. Aber wie schon gesagt, acht Millionen Teamchefs und beinahe ebenso viele selbsternannte Maîtres de Cuisine wissen immer alles besser. Pardon, Chef!