Kultur und Weindas beschauliche MagazinJürgen Kapaun, Valerie Bolzano © Bettina Frenzel DIE TSCHAUNERS Der Gründungsmythos einer Stegreifbühne
Das markante Pip Pi Pip Pi Pip von Funkytown verführt zum Fingertanz, ist aber der Ton der Türglocke einer Villa, die sowohl Heimstätte der Munsters, der Addams Family als auch der von Dr. Frank N. Furter in der Rocky Horror Picture Show sein könnte. Bewohnt wird sie von den Tschauners, mit Adam, dem Hausherren, seiner liebreizenden Gattin Conticha und einer ungemein grantigen Tochter, die auf Briefträger und die lauthals singende Tante Morbida schlecht zu sprechen ist. Nach einer Autopanne im Gewitter stoßen Janet und Brad zu dieser seltsamen Gesellschaft, die pleite ist und sich eben Gedanken macht, wie man eine Delogierung verhindern könnte. Drohend im Raum steht Geld verdienen durch Arbeiten. Aber was? Bis ihnen eine Katastrophe (das Haus fliegt just während der Pause in die Luft) die Antwort liefert. Natürlich Stegreiftheater machen, what else?!
Um gute Stimmung braucht sich trotz der düsteren Story niemand Sorge zu machen. Man braucht sich nur die Namen hinter den obskuren Gestalten ansehen.
Gloreiches Finale von 1000 Jahren Tschauner Bühne © Bettina Frenzel 1000 JAHRE TSCHAUNER Eine Musikrevue mit „englischem“ Gesang
Die Jubiläums-Premiere rückt näher, aber weder Autor noch Regisseur haben einen blassen Dunst, was eigentlich gegeben werden soll. Die Hauptdarstellerin ist ebenfalls keine große Hilfe. Was alle drei nicht wissen: Sie sind Akteure in einer wahrhaft himmlischen Wette. Die beiden flügellosen Engerln namens Komödie und Melodramatikus wollen ihrem polternden Chef da oben beweisen, wie wichtig Theater für die Menschen ist. Sie treiben sich auf der Tschauner Bühne herum, meistens unsichtbar, und versuchen das ratlose Leading Team auf die rechte Bahn zu bringen; z. B. mittels einer Gruppentherapie bei Dr. Joy oder bei einem Casting, bei dem die beiden Geisterlein jedoch schlecht abschneiden. Es geht um die Geburtswehen eines Erfolgsstücks, die mit selbstgestrickten Songtexten zu bekannten Melodien launig erzählt werden; was wiederum dem gesamten Ensemble viele Möglichkeiten einräumt, schauspielerisches, tänzerisches und gesangliches Können eindrucksvoll zu beweisen.
Im Zentrum der Ideenfindung steht Markus Richter, der sowohl der echte als auch der gespielte Regisseur ist. Sein Stückeschreiber Jürgen Kapaun hätte zwar einige Vorschläge, die aber sofort wieder verworfen werden. Die Grand Dame der Bühne, Lilly Kugler-König, ist von sich mehr als überzeugt, aber das genügt halt nicht, wenn kein passender Stoff für ihr überragendes Talent vorhanden ist. Hoffnung keimt auf beim Kurzeinsatz von Kabarettist Bernhard Viktorin.
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