Kultur und Wein

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 Ausstellungsansicht Amoako Boafo. Proper Love, Unteres Belvedere  Foto: Johannes Stoll / Belvedere

Ausstellungsansicht Amoako Boafo. Proper Love, Unteres Belvedere Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

AMOAKO BOAFO Die Kunst des Porträts ganz in Schwarz

 Ausstellungsansicht Oberes Belvedere  Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Amoako Boafo im Oberen Belvedere © Johannes Stoll / Belvedere

People of Colour unter dem Einfluss von Klimt und Schiele gemalt

Amoako Boafo (*1984) stammt aus Ghana. Sein Studium begonnen hat er in der Hauptstadt Accra, wechselte aber an die Akademie der bildenden Künste nach Wien und begegnete dort zwei Malern, deren Ausdruckskraft seine weitere künstlerische Arbeit wesentlich beeinflussen sollte. Die Bilder von Gustav Klimt und Egon Schiele enthielten für Boafo die Erkenntnis, wie er seine mitgebrachte Ideologie am wirksamsten umsetzen konnte. Die beiden Vorbilder waren Weiße wie die von ihnen gemalten Personen. In den Arbeiten von Boafo sind es ausschließlich schwarze Menschen, die von ihm porträtiert werden. Er macht, so der Künstler, damit eine Vereinigung von „Widerstand gegen rassistische Zuschreibungen einer (von ihm schmerzlich wahrgenommenen) weißen Mehrheitsgesellschaft“ mit einer Kunst, die über derlei Befindlichkeiten stehen sollte, sichtbar.

 Amoako Boafo, Mr. Palm with the Yellow Ball, 2019  Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Amoako Boafo, Mr. Palm with the Yellow Ball, 2019 © Johannes Stoll / Belvedere, Wien © 2024 Amoako Boafo / Licensed by Bildrecht, Vienna

Amoako Boafo, Yellow Blanket, 2018 © 2024 Christie’s Images Limited © 2024 Amoako Boafo

Amoako Boafo, Yellow Blanket, 2018 © 2024 Christie’s Images Limited © 2024 Amoako Boafo / Licensed by Bildrecht, Vienna

Die einzelnen Bilder scheinen sich auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden. In kräftigen, oft mit den Fingern aufgetragenen Farben treten flächig abgebildete Männer und Frauen im angedeuteten Duktus von Schieles Pinselstrich aus einer Collage, teils vor einer monochromen Tapete, teils vom Ornament Klimts umrahmt. Es müssen schreckliche Erfahrungen gewesen sein, die Amoako Boafo zu dieser radikalen Anklage gegen seine weißen Mitmenschen geführt hat. Oder ist es der Kampf gegen einen in manchen Gehirnen unausrottbaren Kolonialismus, ausgelöst vom Gefühl, als Schwarzer von der restlichen Weltbevölkerung verachtet zu werden? Österreich darf sich rühmen, in seiner langen Geschichte nie ein afrikanisches oder asiatisches Volk unterjocht zu haben.

Dank der Jahrhunderte langen Erfahrung mit Zuzüglern aus aller Welt ist hierzulande auch ein dunkelhäutiger Passant längst eine alltägliche Erscheinung, die von einigermaßen intelligenten Zeitgenossen einfach als solche wahrgenommen wird. Deswegen mag man mit einer gewissen Skepsis diesen bitteren Vorwürfen gegenüberstehen, wenn ein Künstler wie Amoako Boafo im Unteren Belvedere unter dem Titel „Proper Love“ (bis 12. Jänner 2025) bezüglich „richtiger Liebe“ ausschließlich schwarz sieht. Doch davon abgesehen, gibt es den künstlerischen Wert der Porträts, der diesen Maler in kürzester Zeit zu einem Shooting Star auf dem internationalen Kunstmarkt erhoben hat. Innerhalb von ein paar wenigen Jahren sind die Preise für seine Arbeiten eminent gestiegen, nachgefragt von betuchten Sammlern in Schwarz und vor allem in Weiß. Nicht zuletzt wurde Boafo die Ehre zuteil, mit drei Werken in der Schausammlung „Wien um 1900“ im Oberen Belvedere inmitten seiner „Lehrer“ Klimt und Schiele auf Dauer vertreten zu sein.

 Amoako Boafo, White Nail Polish, 2021  Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien © 2024 Amoako Boafo

Amoako Boafo, White Nail Polish, 2021 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien © 2024 Amoako Boafo / Licensed by Bildrecht, Vienna

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