Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Eingansbereich der Ausstellung Käthe Leichter im Waschsalon

Eingansbereich der Ausstellung Käthe Leichter im Waschsalon

KÄTHE LEICHTER Erste Leiterin in der Arbeiterkammer

Ausstellungsansicht Käthe Leichter  © Manuel Domnanovich

Ausstellungsansicht Käthe Leichter © Manuel Domnanovich

Gewidmet der Pionierin einer an sich logischen Forderung: Gleicher Lohn für gleiche Leistung

„DAS ROTE WIEN“ hat mit dem Waschsalon im Karl-Marx-Hof sein eigenes Museum und holt dort regelmäßig Persönlichkeiten der Sozialistischen Partei vor den Vorhang. Bis 1. März 2026 gilt die Ausstellung einer Frau, die auch vielen Genossen kein Begriff mehr sein dürfte. Käthe Leichter wurde vor 130 Jahren in eine wohlhabende jüdische Familie geboren. Der Textilhandel hatte für Reichtum gesorgt und der, wie es seitens ihrer Mutter hieß, gescheiten Katharina eine an sich sorglose Kindheit beschert. Auch das Studium der Staatswissenschaften an der Universität Wien war möglich und wurde 1918 in Heidelberg mit der Doktorarbeit abgeschlossen. Sie übersah dabei aber nicht die andere Seite, die verwahrlosten Kinder in ihrer Nachbarschaft, die ihre „Wildlinge“ wurden: „Sie waren ewig hungrig – und konnten trotz ihres Hungers das tägliche Dörrgemüse und Maisbrot nicht mehr hinunterschlucken.

Heinz, Otto, Käthe und Franz Leichter, 1934 © Leichter Family Archive

Heinz, Otto, Käthe und Franz Leichter, 1934 © Leichter Family Archive

Ausweiskarte von Käthe Leichter   © Institut für Historische Sozialforschung

Ausweiskarte von Käthe Leichter © Institut für Historische Sozialforschung

So entschied sich ihr beruflicher Werdegang bald in eine andere als in die erwartete Richtung. Sie wurde wissenschaftliche Mitarbeiterin Otto Bauers in der Staatskommission für Sozialisierung. Das 1919 erlassene Gesetz von Betriebsräten trägt bereits Käthes Handschrift. Ihre Karriere bringt sie in der Arbeiterkammer nach oben. Sie führt detaillierte Studien zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen berufstätiger Frauen durch. Mit dem dabei gewonnenen Zahlenmaterial versucht sie Funktionärinnen im Parlament und in den Gewerkschaften aufzumunitionieren. Sie verweist dabei auf die „Stiefkinder der sozialen Gesetzgebung“. Gemeint sind damit Hausgehilfinnen und Heimarbeiterinnen, aber auch Industriearbeiterinnen, die in einer ihrer Studien über ihr karges Dasein berichten. Das „Handbuch der Frauenarbeit“ wird zu einer Enzyklopädie der sozialistischen Literatur. Eine der zentralen Forderungen von Käthe Leichter ist der gleiche Lohn für gleiche Arbeit, ein Angehen, das in diversen Bereichen bis heute noch auf seine Umsetzung wartet.

Isotype, aus „So leben wir…“, 1932 © AK Wien

Isotype, aus „So leben wir…“, 1932 © AK Wien

Ausstellungsansicht Käthe Leichter © Manuel Domnanovich

Ausstellungsansicht Käthe Leichter © Manuel Domnanovich

Sie heiratet 1912 Otto Leichter und hat mit ihm zwei Söhne. Nach dem Bürgerkrieg 1934 und dem Verbot der Sozialistischen Partei verlieren aber sowohl sie als auch ihr Mann die Arbeit. Sie sind in der Gründung einer Untergrundpartei tätig, 1938 ist es auch damit vorbei. Ihrem Mann und den beiden Kindern gelingt die Flucht. Käthe wird verhaftet und in der Folge in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Der Doktortitel wird aberkannt. Trotz intensiven Bemühungen seitens ihres Gatten Otto wird sie 1942 in der „Heil- und Pflegeanstalt (was für ein grausamer Zynismus!) Bernburg an der Saale“ im Zuge der Massenvernichtungsaktion „Sonderbehandlung 14 f 13“ ermordet.

Waschsalon Logo

Statistik