Weingut und Heuriger Familie Auer: Weinkultur mit Stil
Der Burgundermacher auf dem Steinfeld
Der heilige Laurentius genießt in Tattendorf besonders innige Verehrung. Der kleine Weinort im Wiener Becken zählt zur Thermenregion, unterscheidet sich aber grundlegend von den Ortschaften im Westen, die für ihren Weißen, den Gumpoldskirchner aus Zierfandler oder Rotgipfler, bekannt sind. Anders als dort gibt es in Tattendorf kein Gebirg`. Auf den weiten, ebenen Flächen gedeihen die großen Rotweine, die längst zum Markenzeichen dieser Region geworden sind: eben der St. Laurent, den man durchaus als autochthone Sorte bezeichnen kann, und der Blauburgunder, der Pinot Noir.
„Der Boden ist ideal dafür“, weiß Leopold Auer, „wegen seiner Kalkschotterflächen, die durchlässig und warm sind.“ Dieses weite Steinfeld ist das Relikt eines großen Urmeeres, also Schwemmland, das in Tattendorf nachweislich seit 1256 für den Weinbau genützt wird. Das Familienweingut Auer bewirtschaftet in der Thermenregion an die 18 Hektar. Der größte Teil davon findet sich bei Tattendorf, mit dem Ergebnis, dass 80 Prozent Rotwein und nur 20 Prozent Weißwein produziert werden.
Diese 80 Prozent bestehen wiederum zum guten Teil aus St. Laurent und Pinot Noir. Leopold Auer kann damit mittlerweile auf hervorragende Bewertungen in den großen Weinführern Österreichs verweisen. „Für mich zählt Kontinuität mehr als ein Spitzenplatz“, umreißt er seine Philosophie: „Im Klassikbereich, beim einfacheren Wein, freut mich eine gute Bewertung besonders.“ Eine solche, so Auer, wirkt sich positiv speziell im Gastronomiesektor aus.
Genießen kann man diese Weine am schönsten direkt in der Buschenschank des Weingutes. Sechs Mal neun Tage im Jahr ist ausg´steckt. Von Gattin Helga werden Schmankerl wie kalt geräucherte Wildspezialitäten zubereitet, während der Rest der Familie im Service im Einsatz ist. Bei einem solchen Besuch im Weingut kann man sich überdies davon überzeugen, wie ernst es Familie Auer mit dem Motto „Weinkultur mit Stil“ ist.
Den geschmackvoll eingerichteten Kostraum zieren die Werke von Künstlern aus der Gegend. Dem Keller, einem Neubau aus dem Jahr 2000, gäbe man gut und gern einige hundert Jahre mehr. Verwendet wurden für die Decke natürlich gealterte Trampfosten, die auf einem Gewölbe aus alten Ziegeln ruhen.
Leopold Auer: „Hier fühle ich mich bei der Arbeit wohl, und auch der Wein fühlt sich wohl.“
Dass in Tattendorf gerade zu Laurenzi, also dem Namenstag des Märtyrers St. Laurentius am 10. August, die Traubenreife einsetzt, mag zum Namen St. Laurent geführt haben. Er sei, so heißt es, eine natürliche Kreuzung mit dem Mutterstamm Pinot Noir. Nachdem diese beiden Sorten wie gesagt in dieser Gegend zur höchsten Qualität reifen, haben sich vor nunmehr elf Jahren acht Winzer zur Gemeinschaft „Die Burgundermacher“ zusammengeschlossen. „Das Auftreten als Gruppe hat den Vorteil“, sagt deren Mitglied Leopold Auer, „dass wir bei Präsentationen Kosten sparen und vor allem die Verkoster die Möglichkeit haben, die Weine von jedem der acht Winzer der Reihe nach probieren zu können.“ Es ist das erklärte Ziel der Burgundermacher, die Thermenregion noch stärker mit den beiden Rotweinen St. Laurent und Pinot Noir in Verbindung zu bringen, und, so darf Auer zufrieden resümieren: „Wir sind damit sehr gut unterwegs.“