Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Hörrohr, entwickelt von Johann Nepomuk Mälzel für Ludwig van Beethoven

BEETHOVEN MUSEUM Heiligenstadt, Probusgasse 6, das Testament

Klavier von Ludwig van Beethoven mit Schallverstärker

Wird der Meister nicht mürrisch sein, wenn man ihn bei seiner Kur stört?

Eine der vielen Bleiben von Ludwig van Beethoven befand sich auch im heutigen 19. Wiener Gemeindebezirk. Die Häuserzeile in Heiligenstadt, die am Pfarrplatz mündet, hat zumindest in ein paar Gebäuden noch ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt. Von den vielen Heurigenschenken, die sich zu Beethovens Zeit dort aneinander reihten, sind nur drei übrig geblieben. Glücklicherweise hat auch das ehemalige Bauernhaus auf Probusgasse 6 überlebt. Dort hat der Meister um 1802 eine zeitlang gewohnt. Er erhoffte sich von der schwefelhaltigen Heißwasserquelle, mit der nur ein paar Schritte unterhalb des Hauses ein öffentliches Badehaus betrieben wurde, Linderung seiner Leiden, und er hatte um sich den Wein, dem Beethoven bekanntlich in nicht gerade bescheidenem Maße zusprach. Das Einfahrtstor ist niedrig, gerade breit genug, um ein Ochsengespann mit den Schaffeln voller Weintrauben durchzulassen. Der Innenhof, von dem aus die kleinen Wohnungen ebenerdig und auf Pawlatschen erreichbar waren, hat seine Intimität und ländliche Idylle bewahrt.

Innenansicht, Kapitel „vermachen”, 2017  Foto: Klaus Pichler

Er empfängt den Besucher noch fast genauso wie er seinerzeit dem großen Komponisten bei seiner Ankunft auf dem Lande erschienen sein muss. Der Ort, der damals zu den reichsten Dörfern rund um Wien zählte, lag für Beethoven ideal. Hier gab es Ruhe, keine lästigen Besuche von ungeschätzten Zeitgenossen, und er lag in der Natur, die Beethoven so sehr liebte und die ihm die Möglichkeit für lange Spaziergänge bot.

Beethoven Museum, Innenhof, 2017  Foto: Birgit und Peter Kainz

In der Musikgeschichte gilt dieses Haus als der Platz, an dem Ludwig van Beethoven mit 31 Jahren sein berühmtes Heiligenstädter Testament geschrieben hat. Er beschwor darin seine Zeitgenossen, ihn nicht als „Feindselig störisch oder Misantropisch“ zu bezeichnen. Die Schuld an seinem Verhalten schob er nicht zu unrecht auf das Taubsein, durch das er „zurückgestoßen“ sei. Es ist ein Aufschrei aus Verzweiflung.

Ein Musiker, der nichts mehr hörte! Der es als demütigend empfand, wenn andere eine Flöte oder den Gesang eines Hirten vernahmen, während „ich nichts hörte“. Dennoch schuf er gerade hier in Heiligenstadt etliche seiner wichtigsten Werke, darunter die sogenannte „Sturm“-Sonate, op. 31 Nr. 2, die „Prometheus“-Variationen, op. 35, und erste Skizzen zur späteren 3. Symphonie, der Eroica.

Beethoven, um 1901  Julius Schmid © Wien Museum

Es war an der Zeit, aus der kleinen Gedenkstätte, die Beethoven in der Probusgasse 6 gewidmet war, ein, das einzige! Beethoven Museum in Wien zu machen. Geführt wird es als einer der Standorte des Wien Museums. Als Kuratorin fungiert Kulturwissenschaftlerin Lisa Noggler-Gürtler, eine Spezialistin für Ausstellungen dieser Art, und als wissenschaftlicher Berater wurde Beethovenexperte William Kinderman, Professor an der University of Illinois at Urbana-Champaign engagiert.

Es wird beteuert, dass „Leben und Werk des Klassikers auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand“ beleuchtet werden. Die einzelnen Schauräume sind über das Haus verteilt zu erreichen und in einen vom Ausstellungsgestalter Peter Karlhuber erarbeiteten Parcours mit den sechs Stationen „ankommen“, „erholen“, „komponieren“, „verdienen“, „aufführen“ und „vermachen“ eingeteilt. Eine jede der Stationen ist so gestaltet, dass neben dem Erkenntnisgewinn das Erlebnis, die emotionale Begegnung mit Beethoven nicht zu kurz kommt. Objekte aus dem persönlichen Besitz des Komponisten, ein reisefertig verpackter Flügel, Notenbeispiele und Handschriften.

Daneben gibt es scheinbar beiläufige Dinge wie Mineralwasserflaschen, aber auch Porträts und Landschaftsgemälde. Alles wird von zahlreichen Musikbeispielen begleitet – Kopfhörer liegen bereit. Man darf sich Zeit nehmen, hinsetzen und einem Quartett beim Musizieren zuschauen und zuhören. Und man darf sich sicher sein, dass der Meister nicht mürrisch sein wird, wenn man ihn auf seiner Kur besucht.

Innenansicht Beethoven Museum mit der Anpordnung eines Quartetts
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