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Bibbiano in Castllina in Chianti: Wein, Olivenöl und eine große Geschichte

Genius Loci des Chianti

1955 brachte der Önologe Giulio Gambelli Reben der Sangiovese Grosso di Toscana aus Montepulciano auf das Weingut Bibbiano in den Chianti. Bepflanzt wurde damit der südwestliche Teil der Weingärten. Mikroklima und Boden waren dort ideal, um ausschließlich aus diesen Trauben Chianti Classico D.O.C.G herzustellen. Vigna del Capannino ist der Name dieses Weines, der 18 Monate in slawonischen Fässern und in gebrauchten sowie neuen Barriques reift und nur in den besten Jahren abgefüllt wird.

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Panorama: Bibbiano mit Weingut (r.) und Herrenhaus (l.)

r.o.: Tommaso Marrocchesi Marzi, Genius Loci des Chanti

r.u.: Im Garten des Herrenhauses

l.o.: Detail im Keller von Bibbiano

l.u.: Olivenhain auf Bibbiano

g.u.: Blick auf Castellina in Chianti

Leiste: Die Kapelle des Weingutes

Die Sorte Sangiovese Grosso di Toscana zeichnet sich durch intensive Farbe und eine klare Struktur aus. Die viereinhalb Hektar in Bibbiano werden immer wieder aus eigenen Beständen verjüngt, um damit die Einzigartigkeit dieses Weingartens zu erhalten. Er ist Teil der Philosophie der Brüder Federico und Tommaso Marrocchesi Marzi. Sie haben ihrem Weingut den Begriff Genius Loci beigefügt, um damit einerseits die „Seele“ dieses Ortes, seine Geschichte und dessen besondere Voraussetzungen für Ausnahmeweine hervorzuheben, anderseits aber auch, um das Engagement für die gesamte Region deutlich zu machen, so zum Beispiel den Einsatz für die Anerkennung des Chianti als Weltkulturerbe oder den Einsatz für eine intakte Natur.

 

Die Wirtschaftsgebäude, die Kapelle und das nach schweren Bombenschäden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Herrenhaus, ursprünglich ein Jagdschlösschen, stehen mitten in den 80 Hektar Grundfläche, von denen an die 25 für Weinbau genutzt werden. Der Nordosten wird vom Montornello, einem Wald begrenzt, der dem Chianti Classico aus diesen Lagen seinen Namen gegeben hat. Während der Montornello ebenfalls aus 100 Prozent Sangiovese hergestellt wird, werden dem Bibbiano D.O.C.G, er besteht aus Trauben von beiden Seiten, fünf Prozent Colorino werden hinzugefügt.

 

Der I.G.T von Bibbiano ist der Domino mit 80 Prozent Merlot und 20 Prozent Sangiovese. Die Entscheidung für diese Cuvée ist 2007 gefallen, ganz im Sinne der Produktionsdisziplin dieses eher kleinen Weingutes und im Sinne des Genius Loci von Bibbiano. Auf der Produktpalette steht weiters der Vin Santo San Lorenze a Bibbiano, gewidmet dem Schutzheiligen der Hauskapelle. Und auf beiden Seiten des Weingutes breiten sich Olivenhaine aus, wobei, ganz im Gegensatz zum Wein, die edle Sorte Frantojo im Nordosten am besten gedeiht und in einer nahen Mühle zu einem ausnehmend würzigen Öl „extra virgin“ gepresst wird.

Die Bezeichnung Bibbiano ist lateinischen Ursprungs und leitet sich von einer Familie ähnlichen Namens ab. Den ersten urkundlichen Hinweis gibt es aus dem Jahr 1089. In einem Pergament, das in der Abtei von Passignano aufbewahrt wird, sind der Hof „curte“ und das Schloss „castello de Bibiune“ mit Kirche, Häusern und Weinbergen als Schenkung verzeichnet. In der Folge gab es etliche Besitzerwechsel, bis im März 1865 Don Tommaso di Neri aus dem Fürstenhaus Corsini das Anwesen an die Brüder Casimiro und Pietro Marzi verkaufte. Bibbiano zählt damit zu den zehn ältesten Familienweingütern im Chianti, das zudem auf eine über ein Jahrtausend durchgehende Geschichte zurückblicken kann.

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