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Die Eroberung von St. Petersburg durch italienische Musik

I Barocchisti, Foto aus dem Booklet zur CD St. Petersburg

Cecilia Bartoli am Hof der russischen Zarinnen

Zur Zeit des Zaren Peter der Große gab es in Russland praktisch kein Musikleben, schreibt Markus Wyler im Booklet von St. Petersburg, der neuesten CD von Cecilia Bartoli. Mit diesem Zaren war jedoch der erste Schritt getan, sein riesiges Reich gen Westen hin zu öffnen. Die Reihe seiner nächsten NachfolgerInnen besteht zum größten Teil aus Frauen, die seinen Weg fortsetzten. Angetan hatte es diesen Damen in erster Linie die italienische Musik. So ist es Zarin Anna Iovannowna (1730-40) zu verdanken, dass sich erstmals eine Operntruppe mit exzellenten Mitgliedern wie Domenico Dall´Oglio oder Luigi Madonis in St. Petersburg ansiedelte.

Cover Cecilia Bartoli St. Petersburg

Mit Hasses „La clemenza di Tito“, zu der Dall´Oglio und Madoni ein Vorspiel komponierten, war die Oper in Russland endgültig angekommen. Anlass war die Krönung von Zarin Elisabeth (1741-61). Der erste russische Hofkomponist ist allerdings der Neapolitaner Francesco Araia. Dessen Oper „La forza dell´amore e dell´odio“ wird Anfang 1736 im Theater des Winterpalais inszeniert und gilt als die erste in Russland.

Mit den Wechseln auf dem Zarenthron ändern sich auch die Namen der italienischen Musiker, die in St. Petersburg gewirkt haben. Zur Zeit von Katharina der Großen (1762-96) herrschte bereits internationaler Betrieb. Daneben waren jedoch bereits russische Komponisten populär geworden. Die Zarin höchstpersönlich schrieb Libretti, die sie allerdings noch von Italienern vertonen ließ, bis sie sich mehr und mehr dem französischen Theater zuwendete und die italienische Oper mehr und mehr in den Hintergrund geriet.

 

Die Archive des Mariinsky-Theaters in St. Petersburg spiegeln wie eine Chronik getreullich die Entwicklung des Musiktheaters in Russland wider.

Katharina die Große, Foto aus dem Booklet Cecilia Bartoli St. Petersburg

Sie waren wohl auch die Fundgrube für Cecilia Bartoli, die mit Begeisterung vergessene Musik ans Licht zurück holt und gleichzeitig mit ihrer einzigartigen Stimme wieder zum leben bringt. Ziel waren dieses Mal italienische Komponisten, die für die drei erwähnten Zarinnen Opern geschrieben haben. Darunter finden sich klingende Namen wie Vinzenzo Manfredini oder Domenico Cimarosa. Mit deren Arien macht Cecilia Bartoli, begleitet vom Ensemble I Barocchisti unter Diego Fasolis, diese CD zu einer musikalischen Zeitreise an den Hof der Zarinnen im Russland des 18. Jahrhunderts.

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