Einmal genüsslich mit dem Schiff Wien-Wachau und retour
Ein entspannter Herbsttag an Bord der MS Kaiserin Elisabeth II – oder kurz: Der Weg ist das Ziel!
Kaiserwetter in Nussdorf! Der Sonntag ist noch jung, die Luft an der Donau knusprig, genauso wie die Kaisersemmeln in den Körberln am Frühstückstisch an Bord des MS Kaiserin Elisabeth II. Punkt 08.45 Uhr ist das Bording beendet und es heißt „Leinen los!“. Gemächlich schiebt sich das Schiff von der Anlegestelle in den breiten Strom hinaus. Die ersten Gäste haben das Frühstück beendet und blinzeln am Oberdeck, in warme Decken gewickelt, in die Sonne und schlürfen an ihrem Drink.
Vor ihnen liegt ein Tag ohne eine Spur von Eile oder Hektik. Entspannung pur ist angesagt, wenn man sich zu dieser beschaulichen Reise auf dem Wasserweg entschlossen hat.
Das Kahlenberger Dorf mit den Weinhängen am Kahlenberg zieht vorbei, dann, hinter Uferwäldern versteckt, Klosterneuburg mit seinem Stift, das heuer immerhin seinen 900. Geburtstag feiert. Im Norden ziehen der Bisamberg und bald darauf Burg Kreuzenstein vorbei. Es macht keinem was aus, auch nicht dem ehrgeizigsten Autofahrer, dass bald nach dem Aufbruch das MS Admiral Tegetthoff schneidig überholt.
In der Schleuse der Staustufe Greifenstein wird ohnehin zusammengewartet. Gemeinsam werden Schubverbände und Ausflugsschiffe langsam hochgehoben, um jenseits des Kraftwerkes die Fahrt stromaufwärts fortsetzen zu können.
Die alte Stadt Tulln ist die erste Station. Das Schiff kann kurz verlassen werden. An der Anlegestelle wird Wein verkostet. Die sportlichen unter den Passagieren übernehmen ein Fahrrad, um auf ebenem Weg die Strecke bis Krems oder Dürnstein zu pedalieren. Der bequemere Rest, und es sind derer viele, genießt das Buffet auf dem Schiff, um anschließend in der Mittagssonne drei üppige Gänge wohlig zu verdauen. Dass eine Ansage auf „das teuerste Museum Österreichs“, das geplante, aber nie eröffnete Atomkraftwerk Zwentendorf hinweist, kann heutzutage niemandem mehr den Appetit verderben. Man hat einfach Zeit nur zu schauen, zu tratschen oder die Zeitungen genauestens zu studieren. Alles, auch die schlimmste Meldung, ist hier mitten auf dem Strom sehr weit weg, zumindest für die Dauer dieses Tages – und man sollte solche Auszeiten entsprechend schätzen.
Nach einer weiteren Schleuse taucht links unübersehbar Göttweig auf. Dieses wie ein Monument auf seinem Berg thronende Stift ist der sichere Hinweis auf die Nähe der Wachau. In Krems wird angelegt. Wer mag, betätigt sich kulturell in der Kunsthalle, unterhält sich im Karikaturmuseum oder strandelt schlicht durch die malerischen Gassen der zu Unrecht verrufenen Stadt Stein.
Auf der Weiterfahrt rückt der Wein nun sehr nahe an die Donau heran. Er umgibt den Ort Loiben, und er wächst sogar innerhalb der Stadtmauer von Dürnstein. Man braucht nicht viel zu erklären zu dieser Stadt, in deren Burg schon König Richard Löwenherz (allerdings unfreiwillig) einige Jahre verbracht hat.
An mit Weinstöcken bewachsenen Felsen vorbei zieht die MS Kaiserin Elisabeth II noch bis Weissenkirchen, nicht zu verkennen mit seiner tatsächlich weißen Kirche. Im historischen Ortszentrum findet sich stets ein offener Heuriger, zum Beispiel das Weingut Franz Zottl. Familie Zottel bewirtschaftet es bereits seit fünf Generationen, die Grundmauern dieses ehemaligen Kloster-Lesehofes gehen aber weit ins Mittelalter zurück. Anlässlich einer Degustation erklärt der junge Winzer gerne den Unterschied zwischen Federspiel und Smaragd. Einem Weinkenner sind diese geheimnisvollen Ausdrücke natürlich geläufig. Aber auch der Laie wird nach kurzem Riechen und Schmecken die Vorzüge der „Vinea Wachau Nobilis Districtus“ zu schätzen wissen. Die ausnehmend strengen Regeln dieser Winzervereinigung, vor allem die rigide Eingrenzung des Anbaugebietes, die Handlese und das Verbot der Anreicherung des Mostes haben dem „Wachauer“ entsprechende internationale Reputation verschafft. Wobei man erst angesichts der steil ansteigenden Terrassen ermessen kann, wie viel körperlich Mühe in jede Flasche Wein investiert werden muss.
Wieder zurück an Bord wird´s nun zünftig, zumindest am Buffet, das die Stunden der Rückreise auf angenehm kulinarische Weise zu überbrücken verhilft. Einige Gläser Wein und eine Heurigenjause im kitschigen Licht der untergehenden Sonne über dem Heck der MS Kaiserin Elisabeth II bestätigen eindrucksvoll, dass auch der Weg an sich bereits ein perfektes Ziel sein kann.