Kultur und Weindas beschauliche MagazinErinnerungen an eine (fast) vergangene WeltVon A wie Achtung bis Z wie Zucker:das Brünnerstraßler ABC
Allerdings gibt es nicht mehr allzu viel davon in seiner originalen Qualität und man muss aufmerksam suchen, um es noch zu finden. Die Kellergassen sind zum schützenwert romantischen Kulturgut geworden, um sie dennoch mehr und mehr verfallen zu lassen. Der Wein ist ein DAC und damit sortenrein, ganz im Unterschied zum gemischten Satz namens Brünnerstraßler. Aus einigen Weinbauern sind namhafte Winzer geworden, die anderen haben diesen ihre paar Weinstöcke längst verpachtet.
Die Welt des Brünnerstraßlers scheint also in der Geschichte spurlos verschwunden zu sein, wäre da nicht Thomas Hofmann, ein Weinviertler aus Leidenschaft. Er kann sich Gottlob noch an alte Zeiten erinnern (Hofmann ist Jahrgang 1964) und sein Wissen formulieren. In einem schlanken Büchlein buchstabiert er in launiger Weise das Weinviertel und stellt fein alphabetisch gegliedert Besonderheiten dieses niederösterreichischen Landesteiles vor. So stellt er unter H kühn die These auf, dass es ohne Haustrunk keine Weinviertler gäbe. In kurzen Worten erklärt er das Phänomen Haustrunk, um in einem Nachsatz resignierend hinzuzufügen: Wie die heutigen Weinviertler ohne Haustrunk leben, weiß ich nicht. Der Buchstabe K ist natürlich der Keller, laut Hofmann die Heimat und der Mutterschoß des Brünnerstraßlers. Vorbehalten war K dem M wie Mauna, die legendären „Köllamauna“, die es, so Hofmann, ebenfalls kaum mehr gibt. Daher sein flammender Appell: Trinkt Brünnerstraßler! Rettet die „Köllamauna“!
Vom Künstler Franz Schwarzinger stammen die Illustrationen zu dieser, wie es im Untertitel heißt, genussvollen Kulturgeschichte des Weinviertler Weins. Erschienen ist das Brünnerstraßler ABC im Driesch Verlag 2013. Statistik
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