HARETER, das Bio-Weingut in Weiden am See (Burgenland)
Zeit haben mit Chronos und dem Regenwurm
„Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand“ ist ein gern zitierter Ausspruch des großen Charles Darwin. Auch Claudia und Thomas Hareter haben dieses Zitat zu ihrem Motto erkoren und ihr Weingut dieser ewig gültigen Maxime untergeordnet – mit allen Konsequenzen, die eine Umstellung auf biologischen Weinbau erfordert. Seit 2006 wird auf ihrem Hof bio-organisch gearbeitet, nachdem schon in den Jahren zuvor große Rücksicht auf die Natur im Weingarten genommen wurde, einfach aus einem persönlichen Bedürfnis heraus. Auslöser war, so erzählt Thomas, der schwierige Jahrgang 2005, „der mir den letzten Tritt dazu gegeben hat.“
Biologisch-organischer Weinbau unterscheidet sich von bio-dynamisch im Verzicht auf homöopathische Mittel, umreißt der Winzer den Unterschied zwischen den beiden Richtungen. Hareter setzt auf Kräuterauszüge, auf Fenchelöl und auf Brennnesseltee. Aufgrund geringer Niederschläge gibt es seitens der Peronospora kaum Probleme, ganz im Gegensatz zu Oidium. Diese gefürchtete Krankheit gedeiht gefährlich gut rund um den Neusiedlersee. Erstaunlich wirkungsvoll, zumindest im Fall von leichten Infektionen, ist Backpulver, wissen Claudia und Thomas Hareter. Es sprengt die Pilze und schadet weder Wirtspflanze noch Boden.
Die Liste der Schädlinge, die einem Weinbauer das Leben schwer machen, ist damit noch keinesfalls erschöpft. Beispielsweise können Milben und Traubenwickler zu schlimmen Schäden an den Weinstöcken führen. Ihnen begegnet Thomas Hareter mit sorgfältiger Laubarbeit, aber auch mit Nützlingen vielfacher Art. Sie entwickeln sich in seinen Weingärten prächtig, zumal die Streifen zwischen den Stockreihen durchgehend begrünt sind. Es wachsen dort u.a. Weißklee, Buchweizen und Senf für die Bienen. Die Wurzeln spalten die Nährstoffe im Boden auf und schaffen optimale Bedingungen für dessen kleine Bewohner, die, so Thomas, dort fleißig für ihn arbeiten.
Besonders emsig sind die Regenwürmer. Thomas hat ausgerechnet, dass sie übers Jahr gesehen auf einem Hektar so viel wertvollen Mist produzieren wie zwei Kühe. Im kargen Schotter von Weiden haben sie es allerdings nicht einfach. Nach dem Rückzug des Urmeeres hat die Donau, so wird erzählt, das grobe Gestein dort angeschwemmt und damit einen Boden geschaffen, der heute dem Wein Würze und Struktur verleiht.
Nicht umsonst wurde der Regenwurm auch als „Wappentier“ erkoren. „Unser Logo zeigt die grafische Darstellung der Fortbewegung eines Regenwurms“, erklärt Thomas die drei parallel verlaufenden Linien. Lumbricus terrestris ist Lehrmeister in Sachen Zeit und Gelassenheit, die auch den Weinen für ihre Reife gegönnt ist. Diese danken es dem Winzer wiederum mit erstaunlichem Lagerpotential.
Naturbursch (weiß) und die vegane(!) Naturschönheit (rot) verkörpern Leichtigkeit und Trinkfreude. „Vegan deswegen“, erklärt Thomas Hareter, „weil im Ausbau gänzlich auf tierische Produkte wie Gelatine oder Hühnereiweiß verzichtet wird.“ Auf zwölf Hektar sind an die 60% Rotwein angebaut. Gearbeitet wird mit der Hand, von der Lese bis zum Untertauchen der Maische. Gelagert wird der Wein in großen, zum Teil ehrwürdig alten Fässern. Zweigelt kommt von der großartigen Lage Grießl von mindestens 40 Jahre alten Stöcken. Vereint mit Blaufränkischem von der Hanglage Seitz entsteht daraus die große Cuvée Chronos, benannt nach dem antiken Gott der Zeit.