Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

FELIX MITTERER „Mein Lebenslauf“ durchs Tal und über´d Berg

Felix Mitterer Autobiografie Cover 700

Der Bub vom Land wird einer der bedeutendsten Dramatiker Österreichs

Es ist diese unglaubliche Bescheidenheit, die Felix Mitterer auszeichnet. Nach der Premiere eines seiner Stücke in einem der Wiener Theater – ganz gleich, ob groß oder klein – steht er wie viele andere auch vor dem Eingang und raucht in der Kälte seine Zigarette. Der blaue Dunst gehört einfach zu diesem Mann, der sich noch genau an seine ersten Versuche mit einem mordsstarken Glimmstängel erinnert. Wenn´s ums Reden geht, dann ist er eher maulfaul. Aber schreiben, das kann Felix Mitterer. Seine Theaterstücke bringen volle Häuser, aber nicht, weil sie so leicht runtergehen. Diese seine „Volksstücke“, die er seinem Publikum vorsetzt, sind harte Brocken. Er stellt in „Stigma“ ein Landmädel auf die Bühne, das sich mit dem Herrn Jesus verlobt und tatsächlich seine Wundmale erhält.

In „Sibirien“ ist es ein alter Mann, der in ein Heim abgeschoben wurde und in seinem verzweifelten Monolog der Gesellschaft einen unbarmherzigen Spiegel vorhält. Mitterers erster großer Erfolg war „Kein Platz für Idioten“, in dem er selbst der Wastl war, und zwar so glaubwürdig und authentisch, dass er bei jeder der unzähligen Vorstellungen die Zuschauer zu Tränen gerührt hat.

Er kann den Leuten die Wahrheit so deutlich hineinsagen, dass sie erst einmal aufschreien. Man denke nur an die Piefke-Saga, die nach den ersten Aufregungen jedoch zum Kult wurde. Sehr oft sind die Helden seiner Stücke Menschen aus seiner unmittelbaren Umgebung und nicht zuletzt eigene Erlebnisse, die sich in seiner Tiroler Heimat zugetragen haben. Sein jüngstes Werk ist die Autobiografie, die den unglaublichen Aufstieg eines Buben vom Land, einem von einer Landarbeiterin weggegebenen Kind, zum Erfolgdramatiker beschreibt.

Felix mit seiner Adoptivmutter Juliane Mitterer Mammi © Illustration aus dem Buch

Nach den ergreifenden Erinnerungen an seine Kindheit widmet Felix Mitterer ein ganzes Kapitel der Malerin Chryseldis. Sie hatte es ähnlich wie er alles andere als leicht, im katholischen Umfeld Tirols als Tochter eines verachteten Holzarbeiters zu Bildung zu gelangen und sich als Künstlerin entwickeln zu können. Mit dieser kongenialen Partnerin war Mitterer über viele Jahre verheiratet. Sie erlebte seinen Aufstieg mit, ohne ihr eigenes Schaffen in den Hintergrund stellen zu müssen. Das umfangreichste Kapitel ist mit „Erfolge, Erfahrungen, Erlebnisse“ überschrieben. Der Leser trifft darin zahlreiche Schauspieler und Regisseure, von denen die Schöpfungen von Mitterer auf die Bühne gestellt wurden. In jeder Zeile spürt man die Dankbarkeit, die er diesen Wegbegleitern gegenüber empfindet, aber auch die Ehrlichkeit, die vor eigenen Schwächen nicht Halt macht. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Felix Mitterer von 1995 bis 2010 in Irland, dem Land der Dichter, gelebt und geschrieben hat. Es ist ein schöner Zug von ihm, dass er wieder nach Österreich zurückgekehrt ist. Er kümmert sich persönlich um die Inszenierungen seiner Werke, kennt keine noble Distanz, weder zu den Akteuren noch zum Publikum, das seinen tirolerischen Dramatiker längst ins Herz geschlossen hat.

 

Erschienen ist die Autobiografie unter dem Titel „Felix Mitterer. Mein Lebenslauf“ bei Haymon, einem ihm vertrauten Verlag, der den Dichter schon seit seinen Anfängen sorgsam begleitet. Schwarzweiß-Fotos illustrieren den Text und lassen ihn, ganz dem Wesen von Felix Mitterer entsprechend, bescheiden und doch höchst literarisch erscheinen. Zu sehen sind auch Bilder von einem seiner Auftritte als Affe Rotpeter von Franz Kafka.

Zu seinem 70. Geburtstag am 6. Februar 2018 (Gratulation lieber Felix Mitterer!) gehörte ihm dafür die Bühne des Theaters in der Josefstadt. Sein, wie er sagt, letzter Auftritt als Schauspieler war ein exquisites Geschenk an ein Publikum, das von ihm als Theaterautor hoffentlich noch viele neue Stücke erwarten darf. Dass ihm an diesem Abend von Direktor Herbert Föttinger die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft der Josefstadt überreicht wurde, mag eine Anregung sein, ihm diese Ehre auch auf anderen Bühnen zukommen zu lassen.

Felix Mitterer als Affe Rotpeter © Illustration aus dem Buch
Ha<mon Verlag Logo 250

Statistik