Kultur und Weindas beschauliche MagazinFELIX MITTERER „Mein Lebenslauf“ durchs Tal und über´d Berg
In „Sibirien“ ist es ein alter Mann, der in ein Heim abgeschoben wurde und in seinem verzweifelten Monolog der Gesellschaft einen unbarmherzigen Spiegel vorhält. Mitterers erster großer Erfolg war „Kein Platz für Idioten“, in dem er selbst der Wastl war, und zwar so glaubwürdig und authentisch, dass er bei jeder der unzähligen Vorstellungen die Zuschauer zu Tränen gerührt hat.
Nach den ergreifenden Erinnerungen an seine Kindheit widmet Felix Mitterer ein ganzes Kapitel der Malerin Chryseldis. Sie hatte es ähnlich wie er alles andere als leicht, im katholischen Umfeld Tirols als Tochter eines verachteten Holzarbeiters zu Bildung zu gelangen und sich als Künstlerin entwickeln zu können. Mit dieser kongenialen Partnerin war Mitterer über viele Jahre verheiratet. Sie erlebte seinen Aufstieg mit, ohne ihr eigenes Schaffen in den Hintergrund stellen zu müssen. Das umfangreichste Kapitel ist mit „Erfolge, Erfahrungen, Erlebnisse“ überschrieben. Der Leser trifft darin zahlreiche Schauspieler und Regisseure, von denen die Schöpfungen von Mitterer auf die Bühne gestellt wurden. In jeder Zeile spürt man die Dankbarkeit, die er diesen Wegbegleitern gegenüber empfindet, aber auch die Ehrlichkeit, die vor eigenen Schwächen nicht Halt macht. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Felix Mitterer von 1995 bis 2010 in Irland, dem Land der Dichter, gelebt und geschrieben hat. Es ist ein schöner Zug von ihm, dass er wieder nach Österreich zurückgekehrt ist. Er kümmert sich persönlich um die Inszenierungen seiner Werke, kennt keine noble Distanz, weder zu den Akteuren noch zum Publikum, das seinen tirolerischen Dramatiker längst ins Herz geschlossen hat.
Erschienen ist die Autobiografie unter dem Titel „Felix Mitterer. Mein Lebenslauf“ bei Haymon, einem ihm vertrauten Verlag, der den Dichter schon seit seinen Anfängen sorgsam begleitet. Schwarzweiß-Fotos illustrieren den Text und lassen ihn, ganz dem Wesen von Felix Mitterer entsprechend, bescheiden und doch höchst literarisch erscheinen. Zu sehen sind auch Bilder von einem seiner Auftritte als Affe Rotpeter von Franz Kafka.
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