Kultur und Weindas beschauliche MagazinWho Cares? Ausstellungsicht © Momentosphere by Tobias de St. Julien WHO CARES? Sehenswerte Antworten auf Leid und Not
Das englische Wort „Care“ löst hierzulande bei älteren Mitbürgern nach wie vor die Erinnerung an Pakete aus, mit denen die USA nach dem Zweiten Weltkrieg die ärgsten Nöte gemildert haben. Den Nachgeborenen sind eher Worte wie Caritas geläufig, verbunden mit Spendenaufrufen seitens christlicher Religionsgemeinschaften, die sich damit um die Ärmsten der Gesellschaft kümmern. Etliche andere politische und gesellschaftliche Gruppierungen sorgen sich ebenfalls um Menschen, die ins Prekariat abgerutscht sind, so auch die jüdische Gemeinschaft, die aus ihrer religiösen wie nationalen Tradition heraus diesen Auftrag zur Hilfe und Sorge in sich trägt. In der Ausstellung im Jüdischen Museum Wien verweist bereits der Titel „Who Cares? Jüdische Antworten auf Leid und Not“ (bis 1. September 2024) auf eine breite Palette an Möglichkeiten sozialen Engagements herauf durch die Zeiten bis ins Heute.
Es gibt im Judentum zwei Begriffe, mit denen „Care“ definiert werden kann. Es handelt sich um die Gebote „Zedaka“ (Wohltätigkeit) und „Tikun Olam“ (Reparatur der Welt). Das erste zielt darauf ab, durch Geben an Bedürftige allen Menschen ein würdiges und gerechtes Leben zu schaffen. „Tikun Olam“ hingegen hat sich zu einer breiten Aktivität entwickelt, die für jegliche Form sozialen Engagements für eine Weltverbesserung im weitesten Sinn, einschließlich Umweltschutz und nachhaltiges Verhalten steht. Caitlin Gura und Marcus G. Patka haben dazu Anschauungsmaterial zusammengetragen, das mit Kunstwerken, Gebrauchsgegenständen, diversen Dokumentationen und ausführlichen Saalinformationen einen zum Schauen und Nachdenken anredenden Rundgang vom biblischen Samariter bis zu einer Sammlung von Spendenboxen aktueller Institutionen bietet.
Den programmatischen Anfang macht das Gemälde „Der Blinde und der Lahme“ von Georg Ehrlich. Jeder der beiden wäre allein auf sich gestellt hilflos, die jeweilige Stärke des anderen ermöglicht ihnen aber ein einigermaßen erfolgreiches Fortkommen. Davon weg wird eine Brücke zu den Leistungen jüdischer Medizin für den kommunalen Fortschritt im 19. Jahrhundert geschlagen. Persönlichkeiten der Wiener Stadtgeschichte wie Sigmund Freud, Julius Tandler, Margarete Hilferding oder Henriette Weiss werden (auf Fahnen mit Porträt) vorgestellt.
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