Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Weihnachts Schmankerln aus Wien, angerichtet von Karl Tattyrek

Weihnachts Schmankerln Cover 900

Des Weihnochtsgscher und die gute Frage „Wos brauch ma Weihnochten?“

Karl Tattyrek, einer der unermüdlichen Kämpfer für die Wiener Mundart, fasst seine Gedanken gerne in die Form eines Gedichts, um dieses seinem begeisterten Publikum in eben dieser Sprache vorzutragen. Bei einem gemütlichen Achterl nach einem dieser Auftritte dürfte ihm jedoch zu Ohren gekommen sein, dass möglicherweise manche seiner Pointen nicht so gezündet haben, wie es ihr Witz erwarten ließe.

Es lag einfach an Sprachbarrieren, die man früher zwischen Deutschland und Österreich verortet hat und die mittlerweile mit dem allmählichen Verschwinden des Wienerischen auch dessen Heimatstadt selbst durchziehen.

Sein neuestes Buch mit dem vielversprechenden Titel „WEIHNACHTS SCHMANKERLN AUS WIEN“ bietet deshalb Nachhilfe im Wienerischen. Die Gedichte sind sowohl in der Mundart als auch auf Hochdeutsch abgedruckt – und reimen sich verblüffender Weise da wie dort. Im zweiten Teil des Buches gibt es Geschichten mit sehr viel Herz und Herzlichkeit, die abgesehen von Titel und Dialogen der Einfachheit halber im gewohnten Deutsch verfasst sind und deren erste gleich die berechtigte Frage stellt „Wos brauch ma Weihnochten (Wozu braucht man Weihnachten)“. Karl Tattyrek hat selbstverständlich eine positive Antwort darauf, aber lesen Sie selbst. Dass alles gut ausgeht, drauf hat der Autor allein schon im Interesse seines Engelchens Nina, dem er dieses Buch gewidmet hat, g´schaut.

Karl Tyttyrek (Mitte) mit seinem Engelchen © Karl Tattyrek
Kaisermühlen Verlag Logo 300

 

Mundartiges & Unartiges von Karl Tattyrek

Unterhaltsamer Sprachkurs für Wienerisch

Es gibt sie noch, die Sprache unserer Stadt, die Wiener Mundart, wenngleich sie immer seltener zu hören ist. Es gibt angeblich auch noch den Wiener Schmäh. Aber schon bei diesem Wort fängt es an, kompliziert zu werden. Was ist der Schmäh? Gibt es dafür eine allen Deutsch sprechenden Personen zugängliche Erklärung? Eigentlich nicht, denn der Schmäh hat schnelle Beine, er pflegt zu rennen und kaum ist er angekommen, ist er auch schon wieder über alle Berge. Der Schmäh lebt überdies gefährlich. Zwischen Lachen und einer kräftigen Watschen kann ihm alles blühen. Und zuletzt, der Schmäh zählt zu den aussterbenden Arten unserer Unterhaltung, die sich längst dem täglich gelieferten Großangebot kommerzieller Scherze ergeben hat.

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Karl Tattyrek:

Mundartiges & Unartiges

Gereimtes und Ungereimtes aus Wien

 

Kaisermühlen Verlag

2012 (2. Auflage),

1150 Wien, Alliogasse 29-33

ISBN 978-3-200-02387-1

Preis € 22,90


 

Umso mehr sollte man Leuten wie Karl Tattyrek dankbar sein. Dieser unverbesserliche Wiener ist quasi Artenschützer und Konservator. Er versteht es nicht nur, den flotten Wiener Schmäh festzuhalten, sondern sogar im festen Versmaß zu führen und in Reime zu verpacken. Er vertritt zwar die Überzeugung, dass „Reimen net Dichten“ ist und lässt dafür den bekannten Volksschauspieler Hans Moser dahergranteln, und hat dennoch ein ganzes Buch voll mit Mundartigem & Unartigem gefüllt, mit Gereimtem und Ungereimtem aus Wien. Erschienen ist der Band im Kaisermühlenverlag, also in Transdanubien, wie man in Wien das jenseitige Ufer der Donau zu nennen pflegt.

 

In Mundart oder Dialekt zu schreiben, birgt bekanntlich etliche Probleme. Erstens hat man sich zu entscheiden, ob man die offiziellen Zeichen verwendet oder sich wie H.C. Artmann einfach auf das Gehörte einlässt und dieses auch mit einem unzureichenden Buchstabenangebot meisterlich ausdrücken kann. Tattyrek geht einen Mittelweg, macht einen echt Wienerischen Kompromiss. Es gehört zum Wiener dazu, dass er auch Hochdeutsch sprechen will, solange bis ihm der Bauer ins G´nack haut, ihm also statt eines A ein O ins Reden rutscht, oder schlimmer umgekehrt, aus einem O ein gespreiztes A wird, denn das O zählt zu den verachteten „g´scherten“ Lauten unserer Sprache.

 

In dieser unterhaltsamen Mischkulanz erzählt Tattyrek also über seine Stadt, über sein Leben und die Menschen um ihn herum. Vokabel, die jenseits des Kahlenberges möglicherweise fremd sein könnten, übersetzt er freundlicherweise und macht so das Buch zu einem Kurs für Wienerisch. Wo es an Worten fehlt, hilft eine kleine Zeichnung dem Verständnis auf die Sprünge. Der Strizzi aus Wien, Sandler Ferdinand oder Jaromir aus Strebersdorf sind so zu Wort- und Bildehren gekommen und bestätigen einmal mehr unsere und Tattyreks Überzeugung: Um nix is schod – außer um uns.

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