Kultur und Weindas beschauliche MagazinTierwelt im arktischen Ozean © NHM Wien, A. Schumacher ARKTIS Mehr als nur ein weißer Schild aus Eis
Es gibt etliche Definitionen, was unter der Arktis zu verstehen ist. Gerne wird als südliche Grenze der Polarkreis angenommen (66°33´55´´ nördliche Breite). Es gibt auch die 10-Grad-Juli-Isotherme, was heißt, dass jenseits dieser gedachten Linie die Durchschnittstemperaturen im Juli weniger als 10° betragen. Wieder andere sehen sie nördlich der Baumgrenze oder lassen sie bis zur sogenannten Meereskonvergenz-Zone reichen, in der kaltes, salzarmes Wasser des Arktischen Ozeans auf wärmeres, salzigeres des Atlantiks oder Pazifiks trifft. Dr. Andreas Hantschk vom Naturhistorischen Museum betont auch die Tundra, in der sein erklärtes Lieblingstier, der Moschusochse als Überlebender der Eiszeit sein Habitat aufgeschlagen hat und nun im Museum als hands-on sein warmes Fell befühlen lässt.
Zuerst denkt man beim Nordpol jedoch an die Eisbären. Ein solches Exemplar (die Bärendame ist vor drei Jahren im Zoo Schönbrunn verstorben) begrüßt die Besucher der Ausstellung „Arktis. Polare Welt im Wandel“, mit der dieser doch recht unbekannte Teil unserer Erdkugel den Besuchern nähergebracht wird. Ausgangspunkt ist die Wissenschaft. Wir dürfen stolz sein, dass Österreich damals eine Vorreiterrolle gespielt hat. 1872 stach das Expeditionsschiff Admiral Tegetthoff in Richtung des Polarsterns in See. An Bord waren Carl Weyprecht und Julius Payer. Bekannt ist, dass ihr Schiff im Eis stecken geblieben ist, davon aber zu einer Inselgruppe getrieben wurde, die sie als Verbeugung vor dem Kaiser „Franz-Josefs-Land“ nannten, um dann mit saumäßigem Glück dieses Abenteuer zu überleben und samt Mannschaft wohlbehalten heimzukehren. Damit war die Polarforschung eingeleitet. Heute koordiniert das Austrian Polar Research Institute (APRI) die Forschung und internationale Zusammenarbeit und betreut die jüngst in Ostgrönland erste permanente österreichische Polarforschungsstation. Vogelwelt des arktischen Ozeans © NHM Wien, A. Schumacher Den Grund für diesen Einsatz erklärt dessen Direktor Univ. Prof. Dr. Wolfgang Schöner. Die Arktis darf ohne Übertreibung als globales Sorgenkind betrachtet werden. International abgesprochene Messungen und Untersuchungen versuchen Erklärungen zu finden, warum beispielsweise die mächtige Eisdecke rasant schmilzt oder der Permafrost im Boden bedenklich abnimmt.
Die Kette aus ineinander gehängten Golddrahtspiralreifen weist drei verschiedene Fertigungsverfahren auf. © NHM Wien, Alice Schumacher GOLDFUND VON EBREICHSDORF Nicht einfach mit dem Zug d´rüberfahren
Bevor auf einer neuen Bahntrasse Schwellen und Gleise verlegt werden, gehört es in unseren Landen zum guten Brauch, Archäologen einen Blick in den Untergrund werfen zu lassen. Freilich hofft man seitens des ÖBB-Managements, dass nichts gefunden wird. Wenn die Spaten jedoch auf einigermaßen bedeutende Relikte der Vergangenheit stoßen, heißt es für die Teams des Unterbaus die Maschinen abstellen und Geduld aufbringen, bis die Wissenschaft grünes Licht zum Weitermachen gibt. Das kostet bekanntlich eine Menge Geld, die eine Einrichtung wie die Eisenbahn jedoch – so sagt es zumindest Vorständin DI Judith Engel von der ÖBB-Infrastruktur – gerne übernimmt. Wenn es sich nun um eine Sensation handelt, wie sie sich beim Ausbau der Pottendorfer Linie gezeigt hat, sind letzte Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Unterbrechung beseitigt. Bei Ebreichsdorf kam neben einer Fülle an üblichen Funden aus einer bronzezeitlichen Siedlung ein Goldschatz zum Vorschein. Dabei handelt es sich um fünf Objektgruppen, die vom Bundesdenkmalamt restauriert wurden. Am 18. August 2023 war es so weit: Die Schenkungsurkunde mit dem Naturhistorischen Museum wurde feierlich unterfertigt. Das Highlight im wahrsten Sinn des Wortes ist eine Schale, die bisher im mitteleuropäischen Raum einzigartig ist. Über die Jahrtausende hat dieses Prunkstück nichts von seiner Pracht eingebüßt. Sie besteht aus Gold, dem Metall, das nie seinen Glanz verliert und wohl deswegen von den Menschen aller Epochen und Kulturkreise am höchsten geschätzt wurde, wenngleich es sich kaum für irgendwelche praktischen Zwecke einsetzen lässt. Der Dekor dieser Schale verweist auf die Sonne und einen damit verbundenen Kult, der in der Bronzezeit weit verbreitet war. Mit ihr tauchten Bündel von Goldspiralen auf und dazu ein Konvolut von Goldfäden, die nach ersten Analysen von einem golddurchwirkten Textil stammen dürften.
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