Kultur und Wein

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Renée Schüttengruber, Foto aus dem Booklet der CD Quer Feld Ein II

Quer Feld Ein: Liederabende mit Renée Schüttengruber auf CD

Bei der Präsentation im Café Schmid Hansl: Rneée Schüttengruber und Robert Kolar © Wolfgang Mayer

In dem Schatten meiner Locken

Schlief mir mein Geliebter ein.

Weck ich ihn nun auf? Ach nein!

Musik: Hugo Wolf, Text: Paul Heyse & Emanuel Geibel

Poesie! Poesie? Wer hat noch Zeit für Poesie? Hat Zeit zum Hinhören? Gelassenheit zum Erfühlen der feinen Schwingungen, die aus den Wortschöpfungen der Poeten strömen? Zum Verstehen ihrer versteckten Botschaften in einer längst ungewohnten Sprache? Immer ist es die Liebe, der die schönsten, kunstvollsten Wendungen gewidmet wurden. Sie beschreiben die Lust und das Leid, das jeder Mensch einmal verspürt haben sollte und mit genügend Hinwendung empfinden kann. Es ist auch die Sehnsucht nach Freiheit, die anklingt, und das Hadern mit Krieg und Trennung. Gedichte malen das Bild einer Welt, auf die man sich als Betrachter einlassen muss, um bald zu erkennen, dass sie keineswegs vergangen ist.

Quer Feld Ein II Cover 900

Es bleibt zeitlos wie die Seele des Menschen, die sich im Grunde stets auf der Suche nach Poesie befindet.

 

Viele der Gedichte stammen aus einer Zeit, die mit Romantik pur noch umgehen konnte. Komponisten haben sie in Musik gekleidet und Lieder geschaffen, die in kleinem Kreis einer vertrauten Gesellschaft vorgetragen wurden. Poesie und Liedkunst werden aber um kein bisschen weniger wertvoll, wenn sie aus der Gegenwart stammen und über ein gekonntes Musikmanagement einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Es geht ausschließlich um die Tiefe des Inhalts, um die Fähigkeit, die Zuhörer ergriffen zu machen. Dann bleibt sie wie jede große Kunst von Mode und Zeitgeist unabhängig.

Robert Kolar, Foto aus dem Booklet zur CD

Die Sängerin Renée Schüttengruber, Volksopernbesucher kennen sie bestens, bekennt sich als heiße Freundin der Lyrik. In ihren Liederabenden bringt sie mit Liedern und Gedichten das Publikum wieder zum Träumen. Gesang, Klaviermusik und Vorlesen sind die Führer auf dieser Reise durch die Welt der Gefühle und erzeugen genau die Stimmung, die man im allzu sachlichen Getriebe unserer Zeit vielleicht unbewusst vermisst hat.

 

Schön, dass es diese Liederabende auch auf CD gibt. Man kann sich Zeit und Muße nehmen, die einzelnen Lieder und Gedichte in kleinen Portionen zu genießen. Aktuell erschienen ist dazu nun die Ausgabe „Quer Feld Ein II“ unter dem Motto „Sommer der Liebe“.

Entstanden ist dieses „Hörspiel für die Seele“ (© Renée Schüttengruber) in Zusammenarbeit mit der Pianistin Midori Ortner und dem Schauspieler Robert Kolar. In den 36 Nummern dieser Einspielung geht Schüttengruber weit über den Rahmen des Gewohnten hinaus. Freilich hört man auch „Auf dem Wasser zu singen“ von Franz Schubert (mit einem Text von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg) oder „In stiller Nacht“ aus den 49 Deutschen Volksliedern von Johannes Brahms und die „Soldatenbraut“ von Robert Schumann/Eduard Mörike. Dazwischen gibt es jedoch Begegnungen mit einem Text von Herbert Grönemeyer (Der Weg), aber auch mit Juwelen von Poesie, die vergessen scheinen; jedoch nur scheinen, denn Poesie braucht kein Gedächtnis.

Midori Ortner, Foto aus dem Booklet der CD

Sie benötigt lediglich Künstler, die sie mit jedem Vortrag und bei jedem Wiederhören neu zum Leben erwecken.

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