Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Domäne Wachau Paorama

MÜLLER THURGAU EXTREM wie aus dem (Beton)Ei gepellt

Roman Horvatz, Hein Frischengruber vor dem Betonei © Domäne Wachau

Domäne Wachau Backstage: die Vielfalt der Wachau ausloten

Noch läuft die Entwicklung hinter den Kulissen. Wenn es aber zum großen Auftritt kommt, dann ist ein anerkennendes Raunen garantiert. Gemeint sind mit diesen geheimnisvollen Sätzen die Versuche der Domäne Wachau, die Vielfalt ihrer großen Weinregion auszuloten. Das heißt. Es wird seltenen Sorten auf den Grund gegangen, es werden die Spielarten des Grünen Veltliners ausgereizt und es wird mit Amphoren und Betoneinern experimentiert. Roman Horvath und Heinz Frischengruber, das Dreamteam dieses Weinguts, haben offensichtlich ihren Spaß daran, wie sie sagen, gelegentlich Grenzen zu sprengen, aber stets der Wachau treu zu bleiben. So tragen der Riesling Amphora, der Rosé 1805 Reserve, der Grüne Veltliner V.D.N. und der nun auf dem Markt erschienene Müller Thurgau MTX aus dem Betonei unverkennbar ihre Handschrift.

 

Müller-Thurgau, bekannt auch als Rivaner, ist aus der Mode gekommen. Schuld daran war möglicherweise das charakteristische Aroma dieser Sorte. Da früh reifend, wird sie gerade noch als Füllsel beim Jungwein verwendet. Wo sind die Zeiten, als Müller-Thurgau zur zweitwichtigsten Sorte in Österreich gehörte und sich die feine Nase geübter Weintrinker am dezenten Duft nach Muskat ergötzte? Noch stehen aber die Stöcke mit den Müller-Thurgau Trauben auch auf den Terrassen der Wachau, so auch am Weitenberg in Weißenkirchen. Geprägt sind die 60 Jahre alten Terrassen-Weingärten vom kargen Gneis und extrem hoher Lage. Dass dennoch nicht Steinfeder, Federspiel oder Smaragd daraus werden können, liegt, so Horvath, an der besonderen Weinstilistik des Müller-Thurgau. Er war damit ein idealer Proband für einen Versuch im Betonei, in dem der Wein, im Gegensatz zum Barrique, seinen ureigensten Geschmack behält. Überdies kann er, anders als im Stahltank, während der Lagerung über Mikroporen atmen ohne zu oxydieren und in Ruhe seine Fruchtkomponenten ausbauen. Ein weiterer Vorteil ist die Klärung, da sich die Moleküle für die Trübung an der Betonwand ansammeln.

 

Die Weinngärten für diesen Wein werden naturnah bewirtschaftet. Die Trauben werden Anfang Oktober händisch gelesen.

MTX Flasche © Domäne Wachau

Nach einer Maischestandzeit erfolgt die Gärung spontan im Betonei. Abgefüllt wird unfiltriert und ungeschwefelt. Das Ergebnis ist der MTX, der, so die Beschreibung der Domäne Wachau, mittleres Grüngelb aufweist und im sehr offenen und zugänglichen Duft intensive Zitrusnoten, Kamille, reife Quitte, etwas Mandel, Pistazie und Walnuss sowie eine rauchige Würzigkeit in die Nase steigen lässt. Im Mund ist er enorm vielschichtig, druckvoll mit einem sehr eleganten Körper, mit belebender Säure und einem lang anhaltenden Abgang. Ein außergewöhnliches und spannendes Verkostungserlebnis wird garantiert. Mit einem Alkoholwert von gerade einmal 12,5% und einem Restzucker von 1,0g/l versteht es sich von selbst, dass er gut gekühlt und, ein nicht unwesentlicher Einwurf des Autors dieser Zeilen, Glas für Glas ganz für sich allein genossen werden sollte.

Blick auf die Weingärten der Wachau im Herbst

Domäne Wachau präsentiert einen sensationellen Pinot Noir

Rote Rosen vor dem Kellerschlössel der Domäne Wachau

Ein großer Roter aus der Weißweinregion

Keine Angst, „die rote Wachau“ hat nichts mit Politik und Parteibuch zu tun. Sogar der schwarze Landeshauptmann von Niederösterreich, der naturgemäß auf Rot allergisch ist, könnte damit seine Freude haben. Es handelt sich schließlich um einen Pinot Noir, Jahrgang 2013, der nun von der Domäne Wachau präsentiert wurde. Vereinzelt gab es immer schon Rotwein, der auf den steilen Terrassen zu erstaunlichen Qualitäten gedieh, von sich reden machte aber kaum einer davon. Mit dieser Pinot Noir Reserve könnte sich die Einstellung zum Monopol Weiß ändern. Roman Horvath, Geschäftsführer der Domäne Wachau, ist überzeugt, den geeigneten Standort und die richtige Herangehensweise gefunden zu haben, um mit einem Pinot Noir aus der Wachau, wie er sagt, in großartige Aromawelten einzutauchen. Maßstab und Zenit blieb für ihn das Burgund, an dessen großen Gewächsen der Wachauer Rote gemessen wird.

 

Gefunden haben sich zwei Standorte, an denen sich diese sensible Sorte wohlfühlt. Die geologische Basis ist Weissenkirchner Urgestein. Ein kleinerer Teil der Stöcke wurzelt auf der anderen Seite der Donau im kalkhaltigen Löss bei Rossatz. Ist die dünnschalige, sehr heikle Traube im Weingarten gereift, muss sie auch weiter ganz wie eine kapriziöse Primadonna mit größter Delikatesse behandelt werden. In der Domäne vertraut man dabei auf das Gefühl der Füße, mit denen sie zur Maische getreten wird. Das Hinunterstoßen im Bottich erfolgt ausschließlich händisch, bevor langsam und zart gepresst wird. Der Ausbau in neuen und gebrauchten Holzfässern dauert über zwei Jahre, bis der Wein unfiltriert abgefüllt wird.

 

Nun ist er da, der Pinot Noir Reserve 2013 und kann in seinem jungen Dasein schon auf tolle Benotungen, Auszeichnungen und Beschreibungen zurückblicken.

Doe Rote Wachau Pinot Noir 2013 © Domäne Wachau

Von einer Nase Richtung Eukalyptus ist ebenso die Rede wie von Himbeer-Gelee und dunkler Schokolade, zarten Röstnoten, Preiselbeeren und Berberitzen mit einer bittersüßen, sehr frischen und pinotigen Performance am Gaumen und im Abgang. Dass er zu Gegrilltem, Gebratenem, Lamm oder mildem Käse besonders gut passt, mag schön sein, aber gerecht wird man diesem großen Roten aus der Wachau bestimmt nur dann, wenn man ihn für sich allein trinkt und damit seine vielen Facetten entsprechend würdigt.

Domäne Wachau Logo 300

Statistik