Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Classico von San Fabiano Calcinaia und aus Cellole der Classico Riserva

Eine Kathedrale für den Chianti

Über eine Empore tritt man in den Keller ein. Beinahe ehrfürchtig blickt man hinab auf wohlgeordnete Reihen von Fässern. Im Ganzen sind es 380 Stück, in denen Wein aus den Weingärten rund um San Fabiano Calcinaia und Cellole reifen darf – Wein aus den beiden Gütern, die Guido Seria und seine Frau Isa in der Nähe von Castellina in Chianti betreiben. 2003 haben sie diesen Keller renoviert, beziehungsweise neu gebaut. Entstanden ist nicht nur ein perfektes Depot, sondern auch einzigartige Architektur, in der sich Funktionalität und künstlerische Empfindung verbinden.

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r.o.: Bemerkenswerter Fasskeller in San Fabiano Calcinaia

r.u.: Delitta Marranci führt die Besucher durch das Weingut

l.o.: Bestens restauriertes Hauptgebäude

l.u.: Abfüllanlage

l.g.u.: Die Gärten von San Fabiano Calcinaia

Leiste: Das Wappen erinnert an die einstige Station auf der Via Francigena, dem Pilgerweg nach Rom

Solide Säulen stützen eine Holzkonstruktion, die sich zur Mitte hin zu einer Kuppel aufschwingt und damit einen großzügigen Raum freigibt, dessen Atmosphäre jeden Kunstschaffenden geradezu herausfordert. Diletta Marranci, sie führt in mehreren Sprachen, so auch in Deutsch, die Gäste durch das Weingut, erzählt begeistert: „Schöne Veranstaltungen haben wir hier, zum Beispiel klassische Konzerte. Dann sitzt das Orchester auf dem freien Platz in der Mitte und das Publikum verteilt sich zwischen den Fassreihen. Musik und Wein passen wunderbar zusammen.“

 

San Fabiano Calcinaia wurde 1983 vom jetzigen Besitzer angekauft und zu einem Weingut nach heutigem Standard ausgebaut. Der Platz selber blickt auf gut 1000 Jahre Geschichte zurück. An dieser Stelle gab es ein Kloster, in dem die Pilger auf der (heute so benannten) Via Francigena, der Frankenstraße auf dem Weg nach oder von Rom weg Einkehr halten konnten. Man ist sich des Erbes bewusst und hält auf Gastfreundschaft, mit Apartments sowohl in San Fabiano Calcinaia als auch im Borgo di Cellole, dem Landhaus in Castellina in Chianti.

Im Mittelpunkt steht aber der Wein, und zwar Wein von höchster Qualität. Guido Seria kann sich diesbezüglich voll und ganz auf die beiden Fachleute Carlo Ferrini (Berater) und Franco Campanelli (Önologe) verlassen. Sie legen Wert auf Ausgeglichenheit ihrer Weine, die unter anderem durch ein ausgeklügeltes System in der Fassreifung bewirkt werden kann. Erzeugt werden sogenannte I.G.T (Indicatione Geografica Tipica), so der Cerviolo, quasi die Hausmarke in rosso und bianco, als D.O.C ein Vin Santo del Chianti Classico und zwei D.O.C.G-Klassiker.

 

Der Chianti Classico trägt das Label San Fabiano Calcinaia. Aus dessen unmittelbarer Umgebung stammen die 100 Prozent Sangiovese-Trauben. Sie entwickeln hier offenbar einen derart kräftigen Charakter, dass sie keine Hilfe anderer Sorten brauchen. Im Chianti Classico Riserva sind es immerhin noch 95 Prozent. Für diesen Wein gedeihen die Trauben bei Castellina in Chianti auf beachtlichen 450 Metern Seehöhe, mit den Wurzeln im Argilla, einem lehmigen Boden mit großer Mineralität. In beiden Fällen ziert den Flaschenkragen selbstverständlich das bekannteste Geflügel der Gegend, der Schwarze Hahn, der Gallo Nero, das verlässliche Markenzeichen für wahren Chianti.

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