StephanO, DAS-WEIN-GUT, erfolgreicher Newcomer am Eisenberg
Raketenstart in die Rotweinspitze
Begonnen hat eine der erstaunlichsten Winzerkarrieren ganz einfach mit der Leidenschaft für den Wein. Anfang der 2000er Jahre beschränkte sich diese noch auf Urlaubsreisen in Weinbaugebiete, auf einen Versuch als virtueller Winzer oder aufs Mitspielen beim Purbacher Weinerlebnis. Es waren die Jahre, in denen im Software-Architekten Stephan Oberpfalzer der Entschluss reifte, seinen Traum, Winzer zu werden, in die Realität umzusetzen.
Mit dem Segen seiner Gattin Monika, Neurochirurgin und Universitätsprofessorin in Salzburg, wurde das Burgenland dafür erkoren. Fündig wurde man in Deutsch Schützen-Eisenberg. Stephan Oberpfalzer: „Es musste eine Gegend für den Rotwein sein. Ganz frech habe ich an die Gemeinde eine E-Mail geschrieben und mitgeteilt, was ich vorhabe. Dabei ging es zuerst um Grundstücke. Wir wurden dabei von der Gemeinde sehr tatkräftig unterstützt.“ Geworden sind es fünf Grundstücke, die sogenannten Langen Äcker. Sie wurden zusammengelegt, zum ortsüblichen Preis erworben und schließlich von Bauland Wohngebiet in Bauland Dorfgebiet umgewidmet.
Mittlerweile steht am Rande von Deutsch Schützen ein stattliches Weingut. Auf einer Säule prangt unübersehbar der Schriftzug StephanO. Hinter dem in ansprechend moderner Architektur errichteten Gebäude ziehen sich Reihen von jungen Weinstöcken hinauf Richtung Deutsch Schützener Weinberg. „2012 gab es die Jungfernlese“, berichtet der zum StephanO gewandelte Stephan Oberpfalzer. In die Flasche kommt ihm allerdings nur Wein von alten Rebanlagen, die er zugepachtet hat: „Ich habe den Luxus, dass es den Betrieb erst seit vier Jahren gibt, dass ich aber zwei Drittel 30jährige Weinstöcke habe. Sonst könnte ich nie die Rotweine herstellen, die ich mir vorstelle.“
In dieser extrem kurzen Zeit haben sich bereits so beachtliche Erfolge eingestellt wie die jüngste Bewertung in A La Carte mit 90 Punkten für den DAC-Eisenberg Klassik (trinculo) und 91 Punkte für die Reserve (gonzalo). Wie StephanO das alles geschafft hat? Der eloquente Mittvierziger erzählt es gerne jedem seiner Gäste, die längst seinetwegen eine Reise ins Südburgenland unternehmen. Zum ersten war es eine mutige Investition von nicht geringem Umfang. Dazu kommt das Interesse an Fortbildung, aber auch die Bescheidenheit, bei den eingesessenen Winzern von Fall zu Fall um Rat zu fragen. Beim Weinmachen schwört er auf absolute Sauberkeit: „Waschen, Waschen, Waschen! Sauberkeit ist eigentlich das einzige Kellergeheimnis.“ Letztlich sind es auch die zahllosen Ideen, die von ihm und seiner Gattin in die Gestaltung des Gebäudes, in das Weinmachen selbst und in die Vermarktung eingebracht werden.
Noch heißt es zwischen Salzburg und Deutsch Schützen-Eisenberg pendeln. Die im Betrieb eingesetzte Technik und verlässliche Angestellte erlauben dem mittlerweile hauptberuflich als Winzer tätigen StephanO, mit drei bis vier Tagen in der Woche das Auslangen zu finden. Für einen ständigen Umzug ins Südburgenland wurden jedoch entsprechende Vorkehrungen getroffen. Es gibt einen gemütlichen Wohnbereich und Räume für eine Ordination, die bereits in absehbarer Zeit zumindest an Wochenenden von seiner Gattin betrieben werden soll.
Für die Besucher sind Gästezimmer vorgesehen. Gerade bei StephanO kann es allzu leicht passieren, dass man sich im stilvoll mit moderner Kunst gestalteten Kostraum mit Blick sowohl auf den Ort als auch auf den dezent beleuchteten Fasskeller oder aber auf seiner Terrasse mit berauschender Aussicht auf den Eisenberg vertratscht.
Nach genossenen Kostproben seiner fruchtig lebendigen Weißweine (Welschrieslinge „adrian“ und Grüner Veltliner „juno“), dem Blaufränkisch Rosé Frizzante „iris“, deren stiller Schwester „miranda“ oder den tiefgründigen mineralischen Rotweinen, zu denen neben den Blaufränkischen auch der Zweigelt „sebastian“, „ferdinand“, der Blauburger, und „caliban“, ein Merlot gezählt werden müssen, erscheint es durchaus angebracht, die restliche Nacht im Weingut zu verbringen.