Allein das Vorwort von Herausgeber Ralf Frenzel ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den Wein. In einem Leser, der einmal „Wein. Das Buch“ (erschienen in der SZ Edition) in der Hand hält und hineinschmökert, braucht jedoch kaum mehr die Leidenschaft geweckt zu werden. Er ist bereits vom Wein fasziniert und wird von sich aus mit Interesse in die einzelnen, von verschiedenen Autoren verfassten Kapitel eindringen. Immerhin wird versprochen, dass es sich um ein Buch für Kenner und Anfänger handelt, das dem Leser den Zugang zu Sinn & Sinnlichkeit, zu Freude & Lust und Geschmack & Genuss eröffnet.
Worum es beim Wein geht, erklärt der deutsche Sommelier Markus del Monego. „Hätte es dieses Buch bereits bei meiner ersten >Weinprobe< gegeben, es hätte mir geholfen“, versichert del Monego, nachdem er erzählt hat, wie er als ahnungsloser Vierzehnjähriger einen Burgunder aus dem Jahr 1945 nicht verstanden hat. Gewissenhaft zählt er in der Folge auf, worauf es bei einer gelungenen Verkostung ankommt und gibt damit gleichzeitig einen Überblick über die folgenden „Lektionen“ im Fach Weinkunde.
Bis in anatomische Details im Aufbau von Nase, Zunge und weiteren dabei beteiligten Sinnenorganen reicht der Beitrag von Prof. Dr. Hanns Hatt. Dass das Verständnis dieser wissenschaftlichen Abhandlung ein Glas Wein durchaus erleichtert werden könnte, darauf wird gleich im ersten Absatz hingewiesen, wenn von einem griechischen Symposium die Rede ist:
„Von allen Beteiligten wurde erwartet, so viel davon (natürlich vom Wein) zu sich zu nehmen, bis alle berauscht waren. Nur so konnte aus damaliger Sicht ein wirklich erfolgreicher geistiger Austausch stattfinden.“ Zu erfahren ist, dass mit Aroma und Bukett, für den Laien zwei Wörter für ein und das selbe, unter Fachleuten an sich Verschiedenes gemeint ist, und man lernt einen in dieser Beziehung unerlässlichen Helfer kennen, den Nervus Trigeminus, der „essentiell für Wahrnehmung und Geschmack“ ist.
Mit „Rebsorten und Aromen“ von Michael Schmidt geht´s nun hinein in die Praxis. Neben jeder Sorte hilft ein Foto mit diversen Geruchs- und Geschmacksträgern wie Rosenblüte, Hibiskus, Pimpernelle, Vanille und Stroh die komplex auf den Riecher zuströmenden Düfte sauber zuzuordnen. Man glaubt gar nicht, wonach ein Wein riechen und schmecken kann. Für den erfahrenen Genießer ist es eine Selbstverständlichkeit, nach Kontakt des Weines mit dem köpereigenen Sensorium diese Vielfalt in ihren einzelnen Elementen zu identifizieren. Der ambitionierte Anfänger wird damit getröstet, dass diese Kunst durchaus erlernbar ist. Als praktische Hilfe sind dem Buch „Aromaräder“ für Weiß- und Rotwein beigelegt, die bei der nächsten Verkostung erlauben, bei einem Blaufränkischen (das Blaufränkischland mit dem DAC Mittelburgenland wurde unterschlagen) Brombeere, Zimt und Pflaumenkompott zu entdecken.
Die Weinjournalistin Kristine Bäder beschreibt eingehend den „Weinausbau“, Sefan Pegatzky „Eine kurze Geschichte des modernen Weins“ bis Caro Maurer, erster weiblicher Master of Wine in Deutschland, zu einer „Weinprobe“ lädt, um im Kreise der Besserwisser, die jede Verkostung dominieren, ihre „Schüler“ nicht blöd und ungeschickt dastehen zu lassen. Dass Wein zum Essen passt, dürfte allgemein bekannt sein. Die in diesem Buch angeführten Kombinationen sind eher schwer zusammen zu bringen, allein weil man die vorgeschlagenen Weine, und darum geht´s im vorletzten Kapitel, auch in wohl sortierten Vinotheken nicht unbedingt zu kaufen bekommt. Susanne Grendel gibt abschließen Tipps, „Wohin mit dem Wein“ und meint damit nicht die Kehle, sondern den Keller, den jeder Weinfreund auch in der kleinsten Hütte für seine wertvollsten Flaschen zur Verfügung haben sollte. Den Abschluss bilden nützliche Links zum Thema Wein im „World Wide Web“ und ein Glossar, das im Fall von eventueller Ratlosigkeit gegenüber dem Fachchargon der Weinexperten als Erste Hilfe aufgeblättert werden kann.