Eine Premiumlage, die schier das Unmögliche schafft
Der deutsche Weinjournalist René Gabriel hatte es offenbar selber nicht für möglich gehalten, dass er einmal einem Wein 20 von 20 möglichen Punkten geben werde. Ein Sauvignon Blanc vom Weingut Tement in der Südsteiermark hat aber das Unmögliche geschafft. Armin Tement verweist gerne auf diesen Ritterschlag, um hinzuzufügen, dass ihn alle Preise und Ehrungen, und es sind derer nicht wenige, freuen. Auszeichnungen sind Teil der Betriebsphilosophie, denn schon der Durchbruch im Jahr 1984 war nicht ohne. Sein Vater Manfred Tement erzielte mit zehn eingereichten Weinen bei der Steirischen Landesweinkost nicht weniger als 10 Goldmedaillen.
Begonnen hat der Aufstieg in den 1960er-Jahren. Josef Tement war Verwalter zweier Weingüter. Eines davon betreute er für den Konvent der Karmelitinnen. Nebenbei gründete er ein kleines eigenes Weingut auf der Höhe des Zieregg. Die Familienchronik berichtet, dass er früh verstorben ist und sein Sohn Manfred den väterlichen Betrieb übernommen hat. Der junge Mann wollte sich nicht mit dem Wein zufrieden geben, der in diesen Tagen in der Südsteiermark erzeugt wurde. Qualität bedeutete damals Restzucker. Der trockene Wein galt als sauer und wurde entsprechend nicht gewürdigt – bis Manfred Tement im Verein mit anderen heute namhaften Winzern der staunenden Weinwelt das Gegenteil bewies.
Die Gründung des STK (mehr dazu mit Klick auf das Logo in der Leiste) erfolgte in den 1980er-Jahren. Das heute noch gültige Profil des der steirischen Klassik wurde erarbeitet. Armin Tement sieht diesen Schritt vergleichbar mit dem DAC: „Wenn einer Klassik auf der Flasche sieht, dann weiß er, was ihn erwartet. Sortentypischer, jahrgangstypischer und herkunftstypischer Wein, der in den ersten drei Jahren perfekt zu trinken ist. So hat man das Paket geschnürt für unsere wichtigsten Weine.“ Seit 2007 werden auch die Lagenweine klassifiziert. Der Weinkonsument hat, so Armin Tement, auf einen Blick Gewissheit in einer Welt, die gerade auf dem Lebensmittelsektor mehr als Verunsicherung schafft.
Man braucht heutzutage steirischen Wein nicht mehr zu erklären. Besser ist eine Verkostung, beispielsweise im großzügigen Kostraum des modernen Weingutes Tement. Seit 1998 beherrscht dessen Architektur den Zieregg. Auf der einen Seite des Gebäudes wird produziert und dem Wein Zeit zur Reife gegeben, so auch den Lagenweinen in den Holzfässern, denen eine nackte Felswand natürliche Kühlung beschert. Gegenüber befinden sich Flaschenlager und Verwaltung und dazwischen der mit moderner Kunst geschmückte Bereich für die Präsentationen. Überragt wird das Weingut nur von der kleinen Kirche der Karmelitinnen, die zu einer Hauskapelle für die Familie Tement geworden ist.
Stolzer Papa: Armin Tement mit Sohn Johann
Der Zieregg, eigentlich ein vor 20 Millionen Jahren gewachsenes Korallenriff, schiebt sich ein gutes Stück weit hinein nach Slowenien. Rundum erstrecken sich auf steilen Lagen die Weingärten. Hüben wie drüben gehören an die 80 Hektar dem Weingut Tement. 60% davon sind dem Sauvignon Blanc vorbehalten. Bearbeitet werden sie von der Familie gemeinsam mit einer Reihe bestens eingeschulter Helfer. Sorgfältige Weingartenarbeit ist, so Armin Tement, wesentlich für großen Wein: „Rebschnitt, Binden, Ausbrocken, Einstricken, Laubarbeit, Traubenreduktion, bis zum Lesen sind wir x-Mal drin. Unsere Philosophie, maximal einen Kilogramm Trauben pro Stock zu ernten, führt zu idealer Reife.“
Nicht zuletzt waren es die Gäste, die von den landschaftlichen Reizen der Südsteiermark angetan waren und den guten Ruf des steirischen Weines begeistert in die Welt hinausgetragen haben. Bei Tement haben sie die Möglichkeit in stimmungsvollen alten Winzerhäusern zu wohnen, in der sogenannten „WINZAREI“. Das Frühstück wird auf die Terrasse serviert. Zum nächsten Wirtshaus mit regionaler Küche und unvergleichlicher Aussicht sind es nur drei Schritte. Angeschlossen ist die „Magnothek“. In deren Keller reifen Tement-Großflaschen und Raritäten befreundeter Weingüter, die trotz der beachtlichen Dimensionen des Gebindes glasweise an Liebhaber besonderer Weine ausgeschenkt werden.