Ganz oben auf dem Eisenberg

Dass Yvonne Wachholder im Weingarten aufgewachsen ist, darauf ist die attraktive junge Frau gerade so stolz wie andere auf eine adelige Herkunft. Die Winzerei ist ihre Leidenschaft, mehr als das Hobby, wie sie diesen Nebenberuf selber bezeichnet. „Mein Vater hat, seit ich denken kann, im Weingarten gearbeitet“, erinnert sie sich und hat stets die kleine Yvonne dazu mitgenommen, hat sie dabei infiziert mit diesem wunderbaren Virus, von dem sie trotz einer schönen Karriere in Wien nach wie vor unheilbar angesteckt ist. Die wöchentliche Fahrt ins Südburgenland wird damit zu einer Reise nachhause zum Wein, zu ihren Weinstöcken, von denen sie nicht einen einzigen verlieren will.

Yvonne Wachholder kehrt damit energisch den leidigen Trend um, dem bisher der Nachwuchs kleiner Weinbauern zu gerne gefolgt sind, wenn fern der Heimat bessere Verdienstmöglichkeiten gelockt haben. Sie wohnt mit ihrem Vater in Burg, einer kleinen Ortschaft am Fuß des Eisenbergs. Ernst Wachholder ist im Gemeindeamt von Hannersdorf/Burg/Woppendorf beschäftigt und betreibt dort das Weinlabor. Er weiß also, was einen guten Wein ausmacht. Das Labor liefert eine unbestechliche Analyse und sein Wein, obwohl er nicht darüber spricht, bewegt sich garantiert stets im optimalen Bereich, schließlich wachsen die Trauben auf der Saybritz, einer der besten Lagen des Eisenbergs.

Yvonne, auf dem besten Weg, die Weinakademie mit Auszeichnung abzuschließen, weiß den Grund dafür. Der obere Bereich des Eisenbergs, der traditionsgemäß von den Weinbauern aus Burg bewirtschaftet wird, liefert erstens aufgrund des massiven Schieferbodens hohe Mineralik, zweitens werden in der Saybritz, einem Kessel, die meisten Sonnenstunden der Region gezählt. „Das merkt man deutlich in einem Wein wie unserem Blaufränkisch Saybritz“, erklärt die geübte Verkosterin, „das ist meiner. Er ist mineralisch, kräftig, würzig, hat einen Anklang von exotischer Frucht und dunklen Beeren.“ Das Herzstück des Betriebes ist jedoch der Barrique Óvár (DAC Eisenberg Reserve). Dazu kommen noch Eisenberg DAC und ein kleiner Anteil Welschriesling.

Auszeichnungen sind nicht ausgeblieben, zum Beispiel regelmäßig Gold und Silber bei der AWC Vienna, also Preise, die für zwei Hektar Rebfläche beachtlich sind. Vater Ernst ist der Weinmacher. Er lässt sich dabei gern von seiner Tochter beraten. Für erfolgreiches Marketing ist ohnehin Yvonne als Fachfrau zuständig. Nach dem Fulltime-Job werden Kunden beliefert oder bei den zahllosen Verkostungen der Wachholder-Wein gekonnt beworben. Und trotzdem freut sie sich, am Freitagabend mit ihrem Vater zusammen zu sitzen und das kommende Tagwerk zu besprechen: „Es gibt nichts Schöneres, als mit den eigenen Händen im Weingarten zu arbeiten, und ein Jahr später mit dem Glas in der Hand zu stehen und zu wissen, dass es sich gelohnt hat.“