WEINVIERTLER KELLERLEBEN mit Aug´ und Ohr genießen
Eine beschauliche Stunde bei Kerze, Wein und Brot
In seinem Gedicht „Mein Keller“ bringt Anton Th. Dietmaier das Weinviertler Kellerleben auf die kürzeste Formel. Er führt seine Leser hinab in das geheimnisvolle unterirdische Reich hinter einem der freundlichen Presshäuser und lässt ihn dort an den Überlegungen zu seiner Dichtung teilhaben. Es endet mit den schlichten Worten „bei Kerze, Wein und Brot“. Sofort taucht das Bild des alten Weinbauern auf, der bei seinen Fässern im Keller sitzt, sich eine Jause zubereitet, während er den neuen Wein prüfend kostet. Michael Krickl beschreibt liebevoll ausführlich diese durchaus weihevolle Zeremonie in „s´Kellergehn“ und spricht damit gleichzeitig eine Einladung aus, diesem guten alten Brauch immer wieder auch zu folgen.
Jeder, der irgendwann in einem solchen Weinkeller mit dem Winzer bei etlichen Gläsern Grünem Veltliner über Gott und die Welt philosophiert hat und beim spätnächtlichen Verlassen der traulichen Tiefe von der frischen Luft eine Watschen gekriegt hat, dass es ihn in die Trift gegenüber geschleudert hat, wird die Macht dieser „Welt des Rausches“, wie sie Hermann Nitsch definiert hat, verinnerlicht haben, wenn auch erst nach Ausschlafen des Katers. Die Kellergassen, speziell die Dörfer ohne Rauchfang, die noch heute in der Nähe der Weinviertler Ortschaften an Zeiten erinnern, als der Wein noch mühsam unter der Erde gekeltert wurde, sind eben eine Quelle der Inspiration für Künstler des Wortes genauso wie für die Maler, die in ihren Bildern diese gebaute Poesie der Einfachheit faszinierend festgehalten haben.
Gerade noch rechtzeitig, so möchte man fast sagen, hat die Edition Winkler-Hermaden Literarisches und Gemaltes in einem Buch zur Kellergasse vereinigt. Die Herausgeber Wolfgang Paar und Johannes Rieder haben für „Weinviertler Kellerleben“ Texte von Josef Misson, Theodor Kramer, Alfred Komarek, Peter Turrini und vielen mehr mit Werken der bildenden Kunst von Hermann Bauch, Heinz Cibulka, Gottfried Laf Wurm, oder Karl Korab, ergänzt mit stimmungsvollen Fotos u.a. von Helmut Leierer, zu einer beschaulichen Stunde in einer der Kellergassen vereinigt.
Dazu gibt es im Anhang eine CD, auf der entweder die Autoren selbst oder einfühlsame Stimmen ausgewählte Gedichte und Prosa lesen.
Das Buch ist eine hinreißende Hommage an ein höchst gefährdetes Kulturgut, das in seiner Art unersetzlich ist, wenn auch der Wein längst auf anderen Wegen als durch die Kellergasse von der Traube in das Fass oder den Stahltank und seit jüngerer Zeit in die Flasche gelangt.
Es geht ja doch nichts über das freundliche „Hobts an Durst?“, mit dem Wanderer in bewährter Weinviertler Gastfreundschaft zu einem Gspritzten in einer kühlen Lössröhre eingeladen werden. Martin Neid, der seine Landsleute wohl besser als jeder andere Weinviertler kennt, erzählt bei dieser Gelegenheit, dass die Bitte „Geh, schenk mir ein. Ich sag dir´s, i hob so an Durst!“ dennoch durchaus auf ungnädige Ohren stoßen kann und den Kellerherrn verächtlich sagen lässt: „An Durst hast? Du trinkst erst, wenn´st an Durst hast? Also des is mir noch nie passiert. Bis zum Durst darf man´s gar nicht kommen lassen.“
ES WIRD A WEIN SEIN Ein Buch wie ein tröstliches Versprechen
Heurige G´schichteln aus den Wiener Weinbergen
Nach Lektüre des eben in der Edition Winkler-Hermaden erschienen Buches „Es wird a Wein sein“ mit dem einladenden Untertitel „Streifzüge durch die Wiener Weindörfer“ ist das Verlangen groß, die Realität hinter dem Geschriebenen zu erkunden, oder kurz gesagt, zu einer der Heurigengegenden am Rande der Großstadt aufzubrechen und sich in den gottlob noch in schöner Anzahl existierenden Buschenschanken dem Weine hinzugeben. Wien ist angeblich die einzige Weltstadt, die innerhalb ihrer Gemeinde-, in diesem Fall sogar Landesgrenzen respektable Weingärten aufzuweisen hat. Der übliche urbane Grüngürtel wird damit zu einem Kranz aus sauber bearbeiteten Stockreihen, deren Früchte, also die Trauben, zu einem Zaubertrank verarbeitet werden, der in der Folge unter dem Zeichen eines Buschens den Stadtrandwanderern im Verein mit Geselchtem, Blunzen, Backhendl oder Schweinsbraten zu Labung von Seele, Geist und Körper feilgeboten wird. So besehen erhält der Ausdruck „Speckgürtel“ eine vollkommen andere Bedeutung, die nur in Wien so klar und eindeutig als genussvoll angelegte Körperfülle interpretiert werden kann.
Autor dieses vinophilen Verführers ist Beppo Beyerl, bekannt für seine Bücher und Reportagen über durchaus sympathische Schwächen von Menschen in Wien, Niederösterreich und des Auslandes, aber auch als Schatzgräber nach Erinnerungen an gefährdete oder bald vergangene Institutionen wie Märkte, Bundesstraßen oder Grenzen. Es versteht sich von selbst, dass es beim Thema Wein nicht ganz trocken hergehen kann. Doch zuerst wird in den Annalen und Chroniken geblättert.
Es werden wissenswerte Details aus der Historie zutage gefördert, wie beispielsweise die Herkunft des Ortsnamens Salmannsdorf. Beyerl führt den Beweis, dass kein osmanischer Heerführer namens Soliman dafür Pate gestanden ist, sondern der Salmann, einst der Schreiber des Grundbuchs. Erklärt wird auch, wie die Nussbäume auf den Nussberg gekommen sind, dazu muss am aber weit zurück schauen, bis zu den Römern, die hier schon gebechert haben.
Dann aber ist es auch für einen Buchautor höchst an der Zeit, sich zu einem Glas Heurigen oder einem Spitzer in eine der gastlichen Stuben zu setzen, dort mit dem Winzer zu plaudern und von ihm den Grund dafür zu erfahren, warum ein Gemischter Satz vom Bisamberg ganz anders schmeckt als der von Mauer oder Oberlaa. Dieser Gemischte Satz prägt derzeit die Weinkarten in den Buschenschanken und ist von der Verlegenheitslösung der Weinbauern, jedes Jahr einigermaßen Ernte zu haben, zu den Ehren eines DAC aufgestiegen. Bei einer solchen Sitzung kann man übrigens auch recht gut die einzelnen Trinkertypen studieren, die Beyerl in der Mitte seines Buches humorvoll und pointiert beschreibt, angefangen vom zielorientierten Trinker über den stillen Zecher bis zum Weinkenner, der mit seinem Sensorium eine an sich gemütliche Runde ganz schön nerven kann.
Mit 118 Seiten sind einem so umfangreichen Thema wie dem Wiener Wein natürliche Grenzen gesetzt. So wird die berühmte Alsegg nur am Rand erwähnt und die erbaulichen Geschichten vom Dornbacher Pfarrer, der dort ausschenkt, sucht man vergebens. Aber angeregt von diesem Buch kann man ja selbst zum Forscher werden und wird bestimmt noch einiges in dieser Richtung entdecken, wie beispielsweise den Heurigen Herrmann in Ottakring mit Blick auf eine der schönsten Lagen Wien, dem Rosengartl vis-à-vis der goldglänzenden Kuppel der Otto Wagner Kirche am Steinhof.
Entschädigt wird man dafür allerdings durch die Illustration, die in bewährter Manier des Verlages zu einem guten Teil aus historischen Fotos besteht und den Leser Seite für Seite zurück in ein Wien führt, das in seinen Weindörfern ein wertvolles Stück seiner glorreichen Vergangenheit in unsere Gegenwart gerettet hat. Programm ist dafür der Titel „Es wird a Wein sein“, als eines der schönsten Versprechen, das uns je ein Wienerlied gegeben hat.
Archäologie des Weinviertels: Begegnungen mit Steinzeitjägern und Kelten
Eine gründliche Einführung in die im Boden bewahrte Geschichte
Die Menschen haben schon früh erkannt, dass die sanft hügelige Gegend zwischen Manhartsberg und March ein großartiges Siedlungsgebiet ist. Der Boden ist fruchtbar, das Klima freundlich und Quellen und Flüsse sorgen für das lebensnotwendige Wasser. Viele dieser Bewohner, ob es Jäger und Sammler waren oder später sesshafte Bauern, haben ihre Spuren hinterlassen. Die Zeitläufte haben es mit sich gebracht, dass diese Hinterlassenschaften im Untergrund verschwunden sind, wenn sie nicht, wie die Gräber, bewusst in der Erde angelegt wurden. Es bedarf daher der Wissenschaft, der Archäologie, dieses Erbe der Ur- und Frühgeschichte zu entdecken und zu bergen. Was so selbstverständlich klingt, bedarf dennoch einiger Aufklärung. Diese Relikte unserer frühesten Vorfahren und deren Fundstellen sind erstens Denkmäler wie Kirchen, Burgen oder Schlösser, zweitens, was noch wesentlicher ist, oft die einzigen Quellen, die dem Forscher zur Verfügung stehen, um sich ein Bild der Vergangenheit zu zeichnen.
Ernst Lauermann, NÖ-Landesarchäologe für Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, weist darauf schon im ersten Kapitel seines Buches „Archäologie des Weinviertels“ (Edition Winkler-Hermaden) hin, um zu erklären: „Warum gaben wir?“
Daran angeschlossen ist die zweite Frage: „Wo und wie graben wir?“ Es geht dabei ebenso um moderne Hilfsmittel wie Luftbildarchäologie und Geophysikalische Prospektion wie um den erfahrenen Blick eines interessierten Einheimischen, der nicht selten die Wissenschaftler erst auf bisher unbekannte Fundstellen aufmerksam macht. Die dritte Frage dieses Kapitels richtet sich nach dem eigentlichen Gegenstand: „Wonach graben wir?“ Wer sich Schätze im herkömmlichen Sinn erwartet, wird meist enttäuscht sein. Wichtig sind für den Forscher die nur scheinbaren Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens. Nur sie geben aufschlussreiche Hinweise auf Ernährung und Bekleidung, Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände und nicht zuletzt auf die Begräbnissitten.
Die spannende Lesereise durch den Weinviertler Untergrund beginnt im Paläolithikum und Mesolithikum, setzt sich fort im Neolithikum, der Bronzezeit bis zur Eisenzeit, die als Grenze zur Geschichte, die uns bereits schriftliche Zeugnisse hinterlassen hat, gesehen werden kann.
Man begegnet Sensationen wie der Doppelbestattung zweier Säuglinge unter dem Schulterblatt eines Mammuts am Kremser Wachtberg, erfährt vom offenbar gewaltsamen Tod von annähernd 200 steinzeitlicher Bauern bei Schletz und erhält einen Blick in das Innere der geheimnisvollen Tumuli der Hallstattzeit, die sich in Orten wie Großweikersdorf, Pillichsdorf oder Gaisruck weithin sichtbar über das Land erheben.
Neben dem Wissen um die nahezu unzähligen Fundstellen des Weinviertels gibt das Buch eine leicht verständliche Einführung in den Wortschatz dieser Wissenschaft, der alles andere als ein Archäologen-Latein ist, sondern präzise den jeweiligen Vorgang und die Funde umschreibt – ein Wissen, das durchaus von Nutzen sein kann, wenn man von diesem Buch angeregt in den zahlreichen Weinviertler Museen und Schauräumen auf Entdeckungsreise nach der im Boden bewahrten Geschichte geht.
Ernst Lauermann: Archäologie des Weinviertels Von den Steinzeitjägern bis zu den Kelten
Es geschah im Waldviertel – lesenswerte Neuigkeiten von gestern
Von hohen Besuchen, gestohlenen Schätzen, Meuchelmördern und mutigen Lebensrettern
„Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern“ lautet eine gern zitierte Lebensweisheit. Trotzdem macht es Sinn, in Archiven die ganze Zeitung oder zumindest verschiedene Meldungen aufzubewahren. So man Gelegenheit hat, darin zu stöbern und zu schmökern, taucht man wundersam ein in diese vergangene Zeit, die dank guter Redakteure von damals wieder lebendig wird. Den Beweis dafür liefert Thomas Hofmann, der aus solchen Berichten ein ganzes Buch gestaltet hat. In „Es geschah im Waldviertel – Neuigkeiten und Bilder von damals“ erzählen Zeitungsartikel über Ereignisse, die zu ihrer Zeit die Menschen bewegt haben und heute, teils mehr als hundert Jahre danach, noch immer erstaunlich spannend zu lesen sind. Begleitet wird diese Zeitreise von einer reichlichen Illustration mit Fotos von anno dazumal, die längst als das Markenzeichen für Ausgaben der Edition Winkler-Hermaden bekannt und beliebt sind.
Gerade das Waldviertel mit seinen endlosen Wäldern, geheimnisvollen Granitformationen und Bewohnern, die stets mit kargen Böden und einem rauen Wetter zurechtgekommen sind, denkt man, müsste eine Fundgrube merkwürdiger Begebnisse sein, und man wird nicht enttäuscht. So hat das Kaisermanöver anno 1891 durch die Anwesenheit von gleich zwei Kaisern, einem König, einem Prinzen und Erzherzögen und Herzögen freudigen Glanz in die herbe Gegend gebracht. „Das Vaterland“ veröffentlichte am 4. September dieses Jahres einen detaillierten Bericht über diesen allerhöchsten Besuch, der am 3. September in Horn begonnen hat. Das Gedränge von Schaulustigen kann man sich leicht vorstellen, wenn man liest: „Der Bahnhof war auf das prächtigste decoriert. Vor dem Bahnhofe standen die Leibpferde für die Majestäten und an 100 Pferde für die Suiten bereit.“
Menschenmassen haben sich auch zu einem weit traurigeren Anlass eingefunden, als nämlich die sterblichen Überreste des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand und der Herzogin von Hohenberg auf Schloss Artstetten erwartet wurden. Die Neue Freie Presse berichtet am 4. Juli 1914 ausführlich über den Leichenzug von Pöchlarn über die Donau. Dabei wird jedoch, wohl aus patriotischer Rücksichtnahme, der Gewittersturm unterschlagen, der die fliegende Brücke beinahe zum Kentern gebracht hätte.
Im Sinne von „bad news are good news” haben die Berichte über kunstverständige Diebe auf der Rosenburg (Arbeiter Zeitung, 9. Juni 1920), die Ermordung eines Gendarmerie-Wachtmeisters (Das Vaterland, 25. August 1895) oder der Meuchelmord in Neupölla (Morgen-Post, 2. April 1870) garantiert zu einer größeren Auflage geführt. Gelesen wurden aber auch Reportagen über einen Wolkenbruch im Waldviertel (Linzer Volksblatt, 28. Mai 1890) und die spannende Beschreibung der Errettung zweier Schwestern vor dem Ertrinken durch einen wackeren Soldaten in Gmünd-Nasterzeil (Österreichische Land-Zeitung, 31. Juli 1915).
Gefeiert wurden eine Denkmal-Enthüllung in Karlstift (Salzburger Volksblatt, 21. August 1909), die feierliche Eröffnung der Landesausstellung in Horn (Ybbser Zeitung, 15. September 1928) und „Die erste elektrische Oberleitungs-Automobillinie in Oesterreich“ (Neues Wiener Tagblatt, 17. Juli 1907). Sie alle, die großen und kleinen Sensationen, ergeben zusammen einen reizvollen Blick in die jüngere Geschichte und dazu Gelegenheit, manches zu entdecken, das vom Waldviertel bisher nur Druiden, Hexen und anderen Eingeweihten bekannt gewesen ist.
anklicken. Ein Mail öffnet sich mit dem Betreff Gewinnspiel Wege aus Eisen im Industrievertel. Mit Namen und Adresse absachicken. Die Gewinner erhalten ein Exemplar direkt vom Verlag zugeschickt.
Einsendeschluss ist der 11. Dezember 2016.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Wir gratulieren den Gewinnern: Ernst Marx, Richard Stadler und Angelika Müller
Wege aus Eisen im Industrieviertel – die historischen Fakten
Die Wahrheit über den Busserltunnel und viele schöne Eisenbahnbilder
Seine exakte Bezeichnung in der Eisenbahnersprache ist „Gumpoldskirchner Tunnel“, besser bekannt ist er aber als „Busserltunnel“. Aufgrund seiner extremen Kürze und vor allem seiner Lage auf einer Strecke, an der es weit dahinter und weit davor keinen Tunnel gibt, haben sich jedoch Legenden gebildet. Die beliebteste geht darauf zurück, dass Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Südbahn, die damals nur bis Gloggnitz ging, eher Vergnügungsreisende unterwegs waren.
Der kurze Moment der Dunkelheit sollte, so wird gerne erzählt, verliebten Paaren die Möglichkeit zum raschen Austausch von Zärtlichkeiten geben. Peter Wegenstein räumt in seinem Buch „Wege aus Eisen im Industrieviertel“ allerdings damit auf. Bei seinen Recherchen zur Geschichte der Eisenbahnen im Viertel unter dem Wienerwald ist ihm der von Mathias Schönerer aus dem Jahr 1841 erstellte Baubericht in die Hände gelangt.
Darin werden detailliert die Gründe aufgezählt, warum der Katzbichl im Weingebirge, ein Ausläufer des Anninger, überwölbt wurde. 87 Klafter misst der Tunnel mit einer lichten-Höhe von 24 und einer Weite von 28 Fuß. Gebaut wurde er bereits aus solidem Stein und erfüllt bis heute seine Aufgaben, auch in Zeiten der Elektrifizierung der Südbahn, als Schutz vor Schnee und vor allem als Gelegenheit, mit einem Mitreisenden über dieses Bahnkuriosum ins Gespräch zu kommen.
Auf derartige Plaudereien hat Autor Peter Wegenstein in diesem Buch weitgehend verzichtet. Es geht ihm um die historischen Fakten rund um den Ausbau des doch extrem dichten Eisenbahnnetzes im Industrieviertel. Im Vorwort zählt er die von ihm verwendeten Unterlagen auf, so das „Notizenblatt für Eisenbahn- und Dampfschifffahrt-Unternehmungen“ aus 1860, 1861 oder das „Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie“ aus 1870-1887. Entsprechend sachlich sind auch die Texte ausgefallen, in denen die Streckenführung, deren Entstehung und leider in vielen Fällen auch Auflassung und das Jahr des Abtrags der Bahn aufgezählt werden.
Es wäre aber nicht ein Buch der Edition Winkler-Hermaden, hätte man nicht für eine großartige Illustration gesorgt. Eisenbahnfreunden muss das Herz lachen, wenn sie beim Durchblättern auf Fotos von Anno dazumal stoßen, mit dampfenden und rauchenden Lokomotiven, die im Bildtext exakt mit ihren Nummern angeführt sind, mit Bahnstrecken wie diejenige über den Semmering, auf der die Eisenbahnzeit zumindest in den faszinierenden baulichen Anlagen stehengeblieben zu sein scheint und wenngleich mit großem Erhaltungsaufwand doch auch die modernen Züge bewältigt werden. Es sind zum guten Teil Fotos aus eigenen Beständen des Autors, aber auch von passionierten Eisenbahnfotografen und aus Archiven von Sammlern, die zu diesem Überblick über mehr als eineinhalb Jahrhunderte Eisenbahngeschichte im Industrieviertel beigetragen haben.
Peter Wegenstein: Wege aus Eisen im Industrievertel,