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Wolf Science Center Ernstbrunn: Wölfe im Dienst der Wissenschaft

Mythos Wolf

 

hautnah erleben


Der Zoologe Prof. Kurt Kotrschal warnt die Besucher vor zu argloser Nähe: „Wir sind nicht Teil des Wolfsrudels. Wenn man sich einmal nicht konzentriert, hat man ein Problem. Die Wölfe warten nur drauf, dass man einen Fehler macht.“

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Niemand braucht sich zu sorgen, dass diese schon vor langer Zeit bei uns ausgerotteten Tiere wieder angesiedelt würden. Es handelt sich um kanadische Timberwölfe, die mit den Gegebenheiten hierzulande nicht zurecht kämen. Dazu muss Prof. Kotrschal noch weitere Irrtümer beseitigen: „Wölfe können sich nicht nach dem Menschen richten, kennen keine Zeichen. Alles Quatsch! Wölfe sind nicht trainierbar, nehmen keinen Blickkontakt auf, Unsinn!“ allerdings „wäre es unfair, Hunde besser zu sozialisieren als Wölfe und dann zu vergleichen.“ Die Welpen wurden deswegen nach zehn Tagen von der Mutter weggenommen und in der folgenden Zeit von Menschen, also von ihm und seinen Mitarbeiterinnen, betreut.

 

Das gesamte Team, Forscher wie Erforschte, verbindet die Begeisterung an der Arbeit. Es braucht nicht einmal ein Kommando, schon stehen die Wölfe vor dem Versuchsraum parat, um beispielsweise am Touchscreen ihre Intelligenz zu beweisen. Mit der Schnauze muss auf einem robusten Bildschirm das richtige Symbol angetupft werden, um zu einem Hundekuchen zu gelangen. Prof. Kotrschal lacht: „Uns wurde gesagt, dass Wölfe die Geräte gleich zerstören werden, aber nein, nichts dergleichen. Wenn sie wissen, dass es um den Touchscreen geht, sind sie wie PC-süchtige kleine Kinder und durchschauen wesentlich schneller als Hunde das Prinzip. Freilich, wenn der Versuch nicht gleich gelingt, lassen sie ihren Frust am Gerät aus und malträtieren es“, was durchaus auch bei Menschen vorkommen soll.

Trotzdem darf Besucher/in sie „streicheln“ und mit ihnen „Gassi“ gehen, natürlich nur unter Einhaltung strenger Vorsichtsmaßnahmen. Auf der Homepage des Wolf Science Centers wird sogar angeboten, den Wölfen mal auf Augenhöhe zu begegnen und sie zu fotografieren?

 

Vor ein paar Jahren sind die Wölfe in Ernstbrunn eingezogen. Ihr Gehege ist in den Ruinen des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes des Schlosses angelegt. Sie wurden hier angesiedelt, um gemeinsam mit den Wissenschaftlern unter anderem Erkenntnisse zur Kooperationsfähigkeit und -bereitschaft von Wölfen untereinander und uns gegenüber zu erarbeiten. Prof. Kotrschal über die weiteren Ziele des Projektes: „Was unterscheidet Wölfe von Hunden? Warum waren Menschen bereit, ein Bündnis mit Wölfen einzugehen? Unser nächster Gefährte ist der Hund, und Wölfe sind nicht weit weg davon. Das schauen wir uns an.“

Dass ein solches Projekt auch Geld benötigt, versteht sich von selbst. Deswegen richtet Prof. Kotrschal ein materielles Anliegen an künftige Wolfsfreunde: „Nur ein kleiner Teil der Aufwendungen wird von öffentlichen Geldern bestritten. Den Rest müssen wir selbst aus Spenden aufbringen.“

 

Möglichkeiten dazu gibt’s genug: Einen Wolf adoptieren, Projektpate werden oder das Heulen der Wölfe als Klingelton aufs Handy laden. Als Besuchermagnet wirkt zweifellos die eingangs erwähnte Nähe zu den Wölfen: Sich vom Mythos Wolf faszinieren lassen, latente Wildheit spüren und süße Urängste genießen, ungeachtet der Tatsache, dass keiner von uns je vor einem Wolfsrudel um sein Leben rennen musste.

 

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